Drohnenangriff auf AKW Tschernobyl: Selenskij spricht von ...

Der Schutzmantel des havarierten Atomkraftwerks Tschernobyl ist nach Angaben des ukrainischen Präsidenten bei einem russischen Drohnenangriff in der Nacht schwer beschädigt worden. Die Strahlenwerte „bleiben normal und stabil“, meldet die IAEA.
14.02.2025 um 09:07
Ein russischer Drohnenangriff hat in der Nacht auf Freitag die Schutzhülle des verunfallten Reaktors des AKW Tschernobyl getroffen. Der Sarkophag sei „erheblich beschädigt“ worden, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij am Freitag mit.
Die Drohne habe die Ummantelung des zerstörten Kraftwerksblocks getroffen und ein Feuer ausgelöst, das mittlerweile wieder gelöscht werden konnte, sagte Selenskij. Die Strahlungswerte seien bisher nicht gestiegen. Der Kreml bestritt den Angriff.
IAEA „in höchster Alarmbereitschaft“
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hatte am Morgen über den Drohneneinschlag berichtet. Gegen 01.50 Uhr war auf dem Gelände von Tschernobyl eine Explosion zu hören, heißt es in einem Posting auf der Plattform X. Beim Aufprall einer Drohne entstand ein Brand an der Schutzhülle über dem Reaktor 4 des Kernkraftwerks.
Einsatzkräfte der Feuerwehr seien sofort vor Ort gewesen, hieß es in der IAEA-Mitteilung weiter. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Anzeichen für einen Bruch des inneren Sicherheitsbehälters. Die Strahlungswerte innerhalb und außerhalb des Gebäudes bleiben normal und stabil“. Es seien auch keine Todesfälle gemeldet worden. Die IAEA werde die Situation weiter beobachten.
Der Vorfall in Tschernobyl und die jüngste Zunahme militärischer Aktivitäten in der Umgebung des KKW Saporischschja unterstreichen allerdings die anhaltenden Risiken für die nukleare Sicherheit, betonte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi: „Die IAEA bleibt in höchster Alarmbereitschaft“.
„Akt des Terrorismus“
Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal spricht auf X von einem „Terrorakt Russlands“: „Dieser Terrorakt zeigt einmal mehr die Grausamkeit des Kremls und seine Gleichgültigkeit gegenüber Menschenleben. Ein Angriff auf einen Schutzraum, der vor der Gefahr der Strahlung schützt, ist eine Herausforderung für die ganze Welt“.
Kreml: „Das russische Militär tut so etwas nicht“
Das russische Präsidialamt dementierte hingegen eine Verwicklung in den Angriff. Er kenne zwar nicht die genauen Umstände. „Ich weiß aber eins: Es kann nicht sein, dass Schläge gegen irgendwelche Objekte der atomaren Infrastruktur oder der Infrastruktur der Atomenergie geführt werden“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.
„Das russische Militär tut so etwas nicht.“ Und weiter betonte Peskow: „Dies ist wahrscheinlich eine weitere Provokation, weitere Fake News. Das ist genau die Taktik, die das Kiewer Regime, das manchmal bis zum Äußersten geht, bevorzugt.“
Größter Atomunfall in der Geschichte
1986 kam es im damals noch sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl in der Nordukraine zum bisher größten Atomunfall der Geschichte. Wegen der radioaktiven Strahlung wurde eine Zone im Umkreis von etwa 30 Kilometern um den Unglücksort komplett gesperrt. Zehntausende Menschen wurden umgesiedelt.
Nach der Kernschmelze von 1986 war ein Sarkophag über der Ruine des AKW gebaut worden, der den Austritt von Radioaktivität verhindern soll. Auf dem Gelände lagern aber auch noch ausgebrannte Brennstäbe.
Keine Gefahr für Österreich
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) betonte, dass es aktuell keine Berichte über erhöhte Strahlenwerte gebe. „Für Österreich besteht keine Gefahr“, schrieb die Ministerin am Freitagvormittag auf der Plattform Bluesky. „Die Ereignisse in der Ukraine zeigen uns einmal mehr: Atomkraft bleibt ein unkontrollierbares Risiko und kann niemals eine sichere Energiequelle sein. “Das Klimaschutzministerium stehe im Austausch mit den Behörden und der IAEA. „Es sind derzeit keine Auswirkungen außerhalb der Anlage zu erwarten“, erklärte das Ministerium auf X. Der Bereitschaftsdienst der Abteilung Strahlenschutz verfolge die weitere Entwicklung und werde weiter informieren.
Das österreichische Außenministerium äußerte sich „sehr beunruhigt“ über Russlands fortgesetzte Angriffe gegen die Ukraine, insbesondere den Angriff auf das Atomkraftwerk Chornobyl (Tschernobyl). „Russland muss aufhören, mit dem Feuer zu spielen! Nukleare Anlagen müssen jederzeit geschützt werden und der IAEA muss uneingeschränkter Zugang gewährt werden, um eine Katastrophe zu verhindern“, teilte das Ministerium auf X mit.
(APA/red)
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