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Alexander Zverev in Melbourne im Halbfinale: „Hasse es, gegen ihn ...

Alexander Zverev in Melbourne im Halbfinale Hasse es gegen ihn
Tennisstar Alexander Zverev erreicht das Halbfinale der Australian Open – obwohl er diesmal ohne seine neue Geheimzutat auskommen muss. Nun wartet ein ganz anderes Kaliber.

Tennis ist ein Sport, der mit den Händen gespielt, aber im Kopf entschieden wird. Das erste Viertelfinale der Herren bei den Australian Open, in dem sich Alexander Zverev am Dienstag 7:6 (7:1), 7:6 (7:0), 2:6, 6:1 gegen den US-Amerikaner Tommy Paul durchgesetzt hatte, schien nur der neueste Beweis für diese altbekannte These zu sein.

Paul war in dieser Partie über drei Sätze der bessere Spieler. Doch in den entscheidenden Momenten schien er überfordert zu sein, wirkte wie einer, der um seine große Chance weiß und genau deshalb verkrampft, wenn sich Situationen zuspitzen. „Das Match zwischen Zverev und Paul zeigt einmal mehr, wie sehr Tennis vor allem ein mentales Spiel ist“, stellte Startrainer Patrick Mouratoglou auf X fest.

Es ist schon viel geschrieben worden über die Bedeutung des Mentalen in diesem faszinierenden und bisweilen auch merkwürdigen Spiel, auf das die Gedanken so viel Einfluss haben können. Nicht zuletzt über die Fähigkeit der Topspieler, in den wichtigsten Momenten ihr bestes Tennis spielen zu können.

„Er hat besser gespielt als ich“

Zverev zählt zu ihnen. Das wird in solchen Matches immer wieder deutlich, gegen den an Position zwölf gesetzten Paul in den Tiebreaks im ersten und zweiten Satz. In denen profitierte er zwar davon, dass der Amerikaner seine Nerven nicht im Griff hatte. Zverev blieb aber nun mal auch souverän, obwohl bis dato längst nicht alles für ihn nach Plan gelaufen war.

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Zverev war im vergangenen Jahr derjenige, der die meisten Tiebreaks auf der Tour gewonnen hat (30:20). Noch beeindruckender ist die Statistik des Weltranglistenersten Jannik Sinner, der 25 seiner 33 Tiebreaks gewann. Die Nervenstärke unterscheidet sie von den Tommy Pauls dieser Welt. Doch hinterher kann sich so ein Sieg dann schon auch mal etwas merkwürdig anfühlen. 

„Ich weiß selbst nicht, wie ich dieses Spiel gewonnen habe“, erklärte Zverev, als er beim Siegerinterview auf dem Platz in der großen Rod Laver Arena nach 3:28 Stunden Spielzeit in der Mittagshitze Melbournes stand: „Ich hätte eigentlich zwei Sätze zurückliegen müssen. Er hat besser gespielt als ich.“

Der Deutsche fand erst im vierten Satz zu seinem Spiel, das ihn in Melbourne  zum großen Gesprächsthema gemacht hat. Vor der Partie war viel gestaunt worden über Zverevs neue Spielweise. Über seine Position in den Ballwechseln, die er näher an die Grundlinie verlegt hat.

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Über seine Vorhand, die er in den ersten Runden häufig viel früher genommen hat, wodurch sie von einer vermeintlichen Schwachstelle zu einem Schlag geworden ist, von dem mehr Gefahr ausgeht. Und über seinen Aufschlag, der ja längst schon eine Waffe ist.

Jim Courier, seines Zeichens viermaliger Grand-Slam-Sieger, wagte einen kulinarischen Vergleich und bezeichnete Zverevs Vorhandspiel beim Sender Eurosport als „geheime Soße“, die er brauche, um „die nächste Stufe zünden und endlich eine dieser wichtigen Trophäen gewinnen zu können“. Die erste Turnierwoche schien wie eine gelungene Kostprobe.

Zverev fällt in alte Muster

Was Zverev da angerichtet hatte, traf auch den Geschmack des siebenmaligen Grand-Slam-Champions Mats Wilander: „Er spielt definitiv aggressiver auf der Vorhand, und das ist das Beste, was ich je von Zverev gesehen habe, um ehrlich zu sein. Sein Aufschlag ist so gut wie nie zuvor. So wird er sehr schwer zu schlagen sein.“

Das einzige Problem: Von alldem war im Duell mit Tommy Paul lange nicht viel zu sehen. Zverev schlug nicht so konstant auf wie in den Runden zuvor, fiel wieder in alte Muster. Er wich phasenweise weit hinter die Grundlinie in seine einstige Wohlfühlposition zurück und wurde zu kurz in seinen Schlägen, was im Anschluss zur Frage führte, ob das nun dem Spiel des Gegners geschuldet war oder ob Zverev das Soßen-Rezept vielleicht noch nicht so verinnerlicht hat, dass jedes Mal gleich schmeckt, was er zubereiten will?

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„Ich hasse es, gegen ihn zu spielen“, sagte der Deutsche bei Eurosport mit Blick auf das variable Spiel von Paul, der es versteht, das Tempo zu wechseln, wie wenige Spieler auf der Tour: „Man bekommt gar keinen Rhythmus.“ Mit solchen Spielern hatte Zverev schon häufiger Probleme.

Hinzu kamen die für ihn schwierigen Bedingungen: In der Mittagshitze springen die Bälle anders ab als in der Night Session. Zverev spielt lieber am Abend, muss sich wie jeder aber damit arrangieren. Auch  das ist Teil des mentalen Spiels, das er inzwischen besser beherrscht.

Denn man konnte das ja auch positiv sehen: Trotz allem reichte es für ihn, um eine Runde weiterzukommen, was in früheren Phasen seiner Karriere an so einem Tag vielleicht nicht immer der Fall gewesen wäre. Der Siebenundzwanzigjährige steht nun in seinem neunten Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier, spielt zum dritten Mal bei den Australian Open um das Endspiel, wo er am Freitag auf Novak Djokovic trifft, der sich gegen Carlos Alcaraz in einem packenden Spiel 4:6, 6:4, 6:3, 6:4 durchsetzte.

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Dann soll sich auszahlen, dass Zverev bisher rund fünf Stunden weniger auf dem Platz stand als zum selben Zeitpunkt im vergangenen Jahr, was wiederum auch  auf seine aggressivere Spielweise in den ersten Runden zurückzuführen ist. Es wird spannend, ob der Deutsche darauf im Halbfinale wieder mehr zurückgreifen kann – und ob er Erfolg mit dem hat, was Courier die „geheime Soße“ nennt. Denn der richtige Test steht noch aus: Wie gut etwas Eigenes schmeckt, ist schließlich immer erst klar, wenn auch die eigentliche Konkurrenz serviert hat.

Vor der Partie hatte Zverev gesagt, ihm sei es egal, ob er auf Djokovic oder Alcaraz treffe. „Carlos wird einer der besten Spieler aller Zeiten werden. Novak ist der beste Spieler aller Zeiten“, sagte Zverev und schlussfolgerte wenig überraschend: „Es wird gegen beide nicht einfach werden.“ Er bereite sich vor auf einen „harten Kampf“.

Einen Wunsch äußerte er dann aber auch noch: „Ich hoffe, dass sie 7:6 im Fünften spielen.“ Den Gefallen taten sie ihm zwar nicht. Viel investieren musste Djokovic dennoch. Fest steht schon jetzt, dass es ein Match unter gänzlich anderen Vorzeichen wird als das gegen Paul. Mit anderen Voraussetzungen für die Hände, aber auch für den Kopf. Und noch eines scheint dabei sicher: Darauf verlassen, dass beim Gegner das Handgelenk in den entscheidenden Momenten wieder anfängt zu zittern, sollte sich Zverev nicht.

Badosa überrascht Gauff

Die Spanierin Paula Badosa hat als erste Tennisspielerin das Halbfinale der diesjährigen Australian Open erreicht. Die Siebenundzwanzigjährige setzte sich überraschend gegen die Weltranglistendritte Coco Gauff aus den USA 7:5, 6:4 durch und steht erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in der Runde der besten vier.

„Ich bin ein bisschen emotional“, sagte Badosa kurz nach dem bislang größten Erfolg ihrer Karriere: „Für mich wird ein Traum wahr.“ Sie habe versucht, ihr bestes Tennis gegen die US-Open-Gewinnerin von 2023 zu spielen. „Ich denke, das habe ich getan. Ich bin superstolz über das Niveau, das ich gezeigt habe.“

Im Halbfinale trifft die an Nummer elf gesetzte Badosa in Melbourne auf die belarussische Vorjahressiegerin Aryna Sabalenka die im Viertelfinale gegen die Russin Anastasia Pawljutschenkowa zeitweise große Probleme mit ihrer furchtlosen Gegnerin hatte, aber schließlich die Oberhand behielt und 6:2, 2:6, 6:3 gewann. Sabalenka könnte in Melbourne zum dritten Mal in Serie triumphieren. (dpa)

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