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Erfrierungstod am Großglockner: Wind als unterschätzte Gefahr

Erfrierungstod am Großglockner Wind als unterschätzte Gefahr
Föhnsturm dürfte zum Tod einer 33-jährigen Bergsteigerin am Großglockner geführt haben. Ein windbedingter Zwischenfall am Salzburger Hochkönig verlief glimpflich

Alpinunfälle

Föhnsturm dürfte zum Tod einer 33-jährigen Bergsteigerin am Großglockner geführt haben. Ein windbedingter Zwischenfall am Salzburger Hochkönig verlief glimpflich

20. Jänner 2025, 13:56

Hochtouren im Winter – hier zwei Bergsteiger beim Abstieg vom Großglockner-Gipfel – erfordern eine besonders akkurate Tourenplanung.
Anton Riepler/Erzherzog-Johann-Hütte/Alpenklub

Der Tod einer Bergsteigerin, die am Wochenende knapp unter dem Gipfel des Großglockner (3798 Meter) erfroren ist, beschäftigt die heimische Alpinszene. Die 33-jährige Salzburgerin war Samstagfrüh mit ihrem 36 Jahre alten Partner im Tal beim Lucknerhaus gestartet. Das Paar wollte den Glockner über den Stüdlgrat besteigen und über den Kleinglockner und die Adlersruhe über den Normalweg wieder absteigen. Kurz vor dem Gipfel war die Frau so erschöpft, dass sie nicht mehr weiterkonnte. Ihr Begleiter stieg in der Nacht über den Normalweg zur Adlersruhe ab und alarmierte die Einsatzkräfte. Diese erreichten die Frau am Sonntag erst gegen zehn Uhr Vormittag, sie war in der Nacht erfroren. An eine Hubschrauberberung war wegen des Föhnsturms nicht zu denken.

Grundsätzlich seien die Bedingungen am Stüdlgrat am Wochenende für eine Winterbesteigung vergleichsweise passabel gewesen, sagt Anton Riepler. Er ist Bergführer und Hüttenwirt auf der Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruhe, 3454 Meter). Allerdings war es stürmisch: Der Föhnsturm von Süd bis Südost mit Spitzen von bis zu 80 km/h dürfte die Frau letztlich auch das Leben gekostet haben. Bei derartigen Windgeschwindigkeiten kühle man sehr schnell aus, sagt Riepler.

Windchill-Effekt

Ähnlich beurteilt auch der neue Leiter der Abteilung Bergsport beim Österreichischen Alpenverein, Jörg Randl, die Situation vom Wochenende. Randl war Leiter der Alpinpolizei Innsbruck und wechselte erst vergangenen Dezember zum Alpenverein. Durch den Windchill-Effekt würden beispielsweise minus zehn Grad bei Windgeschwindigkeiten von 70 km/h wie minus 23 Grad wirken, erläuter Randl. Dazu komme, dass die Tour extrem lang sei und man am Grat beinahe immer voll dem Sturm ausgesetzt sei. Bei solchen Verhältnissen müsse man immer einen Plan B haben, also schon im Tal mögliche Umkehrpunkte festlegen, empfiehlt Randl.

Für mit den Gegebenheiten nicht Vertraute: Der südwestlich ausgerichtete Stüdlgrat wurde 1864 das erste Mal bestiegen. Er ist zwar eine im Sommer häufig begangene Kletterroute auf Österreichs höchsten Berg, im Winter aber eine sehr anspruchsvolle Tour. Dazu kommt, dass das Alpinistenpaar nicht von der Stüdlhütte, sondern vom Tal aus aufgestiegen ist und die Tour so mit 1900 Höhenmeter konditionell sehr fordernd wird. Da spiele der Zeitfaktor mit kürzeren Tagen im Winter auch eine Rolle, sagt Randl.

Rettung am Hochkönig

Der Föhnsturm am Wochenende wäre auch beinahe einem anderen Alpinistenpärchen zum Verhängnis geworden. Die beiden wollten auf den Salzburger Hochkönig (2941 Meter) aufsteigen und dort im Winterraum des Matrashauses übernachten. "Auf einer Höhe von etwa 2740 m verlor die Frau einen ihrer Skier", schildert Bergrettungseinsatzleiter Stefan Koller die Situation. Der Ski wurde vom Sturm erfasst, stürzte über felsiges Gelände ab und wurde durch starke Sturmböen verweht. Die zwei Alpinisten setzten einen Notruf ab.

Auch hier war eine Hubschrauberbergrung aufgrund des Sturms nicht möglich. Der Hubschrauber konnte die zwei Menschen nur orten, und die Bergrettung machte sich dann zu Fuß auf den Weg. Der Sturm sei mit 80 km/h so stark gewesen, dass die Bergrettungsleute teilweise nur gebückt gehen konnten, erzählt Maria Riedler von der Salzburger Bergrettung. Die zwei Alpinisten waren gut ausgerüstet und konnten sich eine Biwakhöhle in den Schnee graben, bis sie schließlich am frühen Abend von den Bergrettungsleuten erreicht wurden. Die Bergrettung brachte die beiden mit einem Ersatzski und -schuh unversehrt ins Tal.

Tourenplanung und Ausrüstung

Die beiden Ereignisse vom Wochenende zeigten einmal mehr, wie zentral die Themen Tourenplanung und eine adäquate Ausrüstung seien, sagen die Alpinfachleute unisono. Der Zwischenfall am Hochkönig sei auch deshalb so glimpflich verlaufen, weil die zwei Alpinisten sehr gut mit Schaufel und Biwaksack ausgerüstet waren, sagt Bergrettungsfrau Riedler. Unter anderem rät sie Bergsportlern, neben dem Handy auch immer eine Papierlandkarte mitzunehmen, in der Kälte könne ein Handy-Akku schnell einmal den Geist aufgeben. (Thomas Neuhold, 20.1.2025)

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