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Inneneinsichten einer toxischen Beziehung mit tragischem Ende: Warum wollte Kasia Lenhardt sterben?

Inneneinsichten einer toxischen Beziehung mit tragischem Ende Warum wollte Kasia Lenhardt sterben
Der Fußballstar Jérôme Boateng trennt sich vom Model Kasia Lenhardt und behauptet in einem »Bild«-Interview, sie habe ihn erpresst. Sieben Tage später ist sie tot. Seitdem sucht ihre Mutter nach Antworten.

Ein Friedhof in Berlin. Die Junisonne scheint durchs Blätterdach. Eine zierliche Frau, ganz in Schwarz gekleidet, geht auf schmalen Pfaden zu einem Grab. Sie könnte auch den Hauptweg laufen, aber das möchte sie nicht. Er erinnere sie zu sehr an den Tag, sagt Adrianna Lenhardt, an dem sie die Urne trug, darin die Asche ihrer Tochter.

Neben einem Rhododendronbusch bleibt sie stehen, geht in die Knie und sagt leise etwas, es klingt wie eine Begrüßung. Sie richtet ein Bild, das am Tag zuvor ihr sechsjähriger Enkel auf das Grab seiner Mutter gelegt hat. Zwischen Rosen ist eine Laterne aufgestellt, darin ihr Porträtfoto.

Katarzyna Lenhardt, kurz »Kasia«, war 25 Jahre alt, als sie sich am 9. Februar 2021 das Leben nahm; in einem Apartment an der Spree, das Jérôme Boateng für sie beide gemietet hatte.

Sieben Tage zuvor war ein Interview des Profifußballers in der »Bild«-Zeitung erschienen.

In einem Gespräch mit der Überschrift »Meine Ex wollte mich zerstören« attestierte Boateng, 32, Kasia Lenhardt massive Alkoholprobleme und sagte, dass sie ihn erpresst und zu einer Beziehung gezwungen habe. Sie ihm gedroht habe, seine »Karriere zu ruinieren« und dafür zu sorgen, dass er seine Kinder verliere.

Adrianna Lenhardt hat Hassnachrichten, die in den Tagen nach dem Interview ihre Tochter erreichten, auf ihrem Handy gespeichert:

»Ich habe mich wirklich lange nicht mehr vor einem Menschen geekelt.«

»Wie dumm und hässlich bist du eigentlich?«

»Duu Hureee!! Schlampe, stirb«

Über den Suizid von Kasia Lenhardt, die vor neun Jahren durch Heidi Klums Castingshow »Germany's Next Topmodel« (»GNTM«) bekannt wurde, berichteten Medien weltweit. Er löste eine Diskussion über Cybermobbing aus, über das Vorgehen der Boulevardpresse und die Hetze auf Social Media.

Der SPIEGEL berichtet nur nach sorgfältiger Abwägung über Suizide. In dem Fall von Kasia Lenhardt, so stellt es sich jedenfalls nach monatelanger Recherche dar, haben die Mächtigeren ihre Macht missbraucht. Gegen eine Frau, die sich allein und der Öffentlichkeit ausgeliefert fühlte. Sie wurde Opfer eines Systems, das beschrieben werden muss, weil es sich wiederholen kann.

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