Kiew: Belarus zieht Truppen an Grenze zusammen
Man habe neue Einheiten mit Panzern, Artillerie und Flugabwehr beobachtet. Daneben seien auch Söldner der ehemaligen russischen Wagner-Truppe erkannt worden, hieß es aus Kiew. Die Ukraine warnte Belarus davor, „unter dem Druck Moskaus für das eigene Land tragische Fehler zu begehen“. Die belarussische Armee müsse ihre „unfreundlichen Akte“ einstellen und die Truppen auf eine angemessene Entfernung von der gemeinsamen Grenze zurückzuziehen.
Kiew betonte zugleich, „keine wie auch immer gearteten feindlichen Aktionen“ gegen das belarussische Volk zu planen. Die Ukraine könnte ein militärisches Vorgehen des Regimes in Minsk zur Entlastung des in den Regionen Belgorod und Kursk im eigenen Land unter Druck geratenen Russland befürchten. Die Ukraine hatte zuletzt ihre Angriffe auf russisches Territorium verstärkt und war Anfang August in die an Belgorod grenzende Region Kursk vorgerückt.
Ausnahmezustand in Region Belgorod
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko ist ein enger Verbündeter und Unterstützer von Russlands Präsident Wladimir Putin. Die EU wirft Belarus unter anderem vor, sein Territorium als Aufmarschgebiet für russische Truppen zur Verfügung zu stellen.
Debatte
Wohin entwickelt sich der Ukraine-Krieg?
Vor dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 hatte Russland unter dem Deckmantel eines Manövers große Truppenverbände auf belarussischem Gebiet nahe der ukrainischen Grenze zusammengezogen.
Lukaschenko hatte erst vor wenigen Tagen die Truppenverstärkungen in Richtung der Grenze zur Ukraine angekündigt. Als Grund dafür nannte er angeblich starke Truppenansammlungen auf ukrainischer Seite, was Kiew zurückwies.
Mehrere Explosionen in Kiew
Nach Berichten der Nachrichtenagentur AFP gab es Montagfrüh während eines landesweiten Luftalarms mehrere Explosionen in Kiew. Auch in anderen Landesteilen wurden Explosionen gemeldet. Der Kiewer Bürgermeister Witali Klitschko teilte mit, dass nach einem russischen Angriff die Strom- und Wasserversorgung in der Stadt teilweise unterbrochen ist.
Tote bei russischen Angriffen auf Region Sumy
In der Ostukraine setzen die russischen Truppen unterdessen die ukrainischen Streitkräfte nach wie vor unter Druck. In der Region Sumy seien binnen 24 Stunden über 260 Angriffe aus verschiedenen Waffen registriert worden, teilten Lokalbehörden mit. Dabei starben vier Menschen, 13 weitere Zivilpersonen seien verletzt worden. Zahlreiche Wohnhäuser seien zerstört worden.
Die Region Sumy gilt als Hauptnachschublinie für die ukrainischen Truppen in der westrussischen Region Kursk. Durch die Stadt werden neben frischen Truppen auch Munition und sonstige Unterstützung für die Soldaten an die Front gebracht.
Ein Brite wurde indes laut offiziellen Angaben bei nächtlichem russischen Beschuss der ostukrainischen Stadt Kramatorsk getötet. Der Getötete hatte als Sicherheitsberater für die Nachrichtenagentur Reuters gearbeitet. Mehrere westliche Journalisten wurden offiziellen Angaben zufolge Opfer eines nächtlichen russischen Angriffs auf die ostukrainische Stadt Kramatorsk, als dort ein Hotel getroffen wurde. Vier Menschen wurden verletzt geborgen.
Selenskyj-Kritik an Indiens Russland-Geschäften
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich indes kritisch über die Geschäfte Indiens mit Russland. Machthaber Putin nutze das Geld aus dem Verkauf von Öl und Gas zur Finanzierung seines Angriffskrieges gegen die Ukraine, sagte Selenskyj. Indiens Premier Narendra Modi hatte vergangene Woche Selenskyj besucht und für Frieden geworben.
Präsident Selenskyj schlug zugleich vor, den nächsten Ukraine-Friedensgipfel eventuell in Indien abzuhalten. Aktuell verhandle Kiew darüber auch mit Saudi-Arabien, Katar und der Türkei. Beim ersten Friedensgipfel im Juni in der Schweiz hatte Indien zwar teilgenommen, aber das Abschlussdokument nicht unterzeichnet. Die Konferenz soll einen Friedensprozess einleiten, in den eines Tages auch Russland eingebunden werden soll.