Bürgermeisterwahl in Linz: Deutlicher Sieg für Rot, Blau in der ...
Der erste Schritt in Richtung Bürgermeister ist gemacht. Die erste Hochrechung am Sonntag um 16.30 Uhr im alten Rathaus zeigt deutlich: Der SPÖ-Kandidat Dietmar Prammer kann Linz als rote Hochburg halten.
Er kommt bei der finalen Auszählung auf 40,2 Prozent. Gegen ihn in die Stichwahl einziehen wird Michael Raml von der FPÖ. Er liegt bei 20,2 Prozent. Knapp dahinter reiht sich der Martin Hajart von der ÖVP mit 18,3 auf Platz Drei ein.
Die Grüne Eva Schobesberger fährt beachtliche 13 Prozent ein, Neos, KPÖ und Liste Plus pendlen sich zwischen zwei und drei Prozent ein.
Da bis zum Schluss Prognosen schwierig und alle Beteiligten mit Einschätzungen zurückhaltend waren, gestaltete sich der Jubel in der Linzer Stadt SPÖ besonders freudig. Es wurde ausgiebig geklatscht, laute Begeisterungsrufe waren zu hören. Auch Dietmar Prammer machte aus seiner Freude über das eindeutige Ergebnis kein Geheimnis.
Prammer: "Sehr zufrieden"
"Ich bin sehr zufrieden, mit 40 Prozent konnten wir wirklich nicht rechnen", war der SPÖ-Spitzenkandidat zufrieden. Luger hatte bei seiner letzten Wahl im ersten Wahlgang nur etwas mehr als drei Prozent mehr als sein Kronprinz heute.
Bund und Land hätten ihn nicht unterstützt, sagte Prammer, "dass Raml Zweiter wird, ist vielleicht durch die innenpolitische Lage erklärbar."
Während Prammer mit einem Respektabstand in die Stichwahl gehen wird - sein Vorsprung beträgt 20 Prozentpunkte - war es zwischen Raml und Martin Hajart (ÖVP) knapp, wenngleich schon die erste Hochrechnung Raml so weit vorne sah, dass Hajart die Niederlage einräumte.
Enttäuschung bei der ÖVP
"Ja, ich bin enttäuscht", gestand er im Beisein seiner Familie ein, "wir haben gekämpft, ich sehe es sportlich, zwei waren heute besser als ich. In zwei Jahren gibt es eine neue Chance bei einer neuen Wahl", lässt er sich nicht entmutigen.
Dass die ÖVP im Bund in den letzten Tagen "kein Rückenwind" gewesen sei, hielt Hajart erneut fest.
Prammer will jetzt seinen Fokus auf die Stichwahl legen. "Das ist auch keine g'mahde Wies'n", ist sich Prammer sicher: "Ich werde mich anstrengen, die eigenen Wählerinnen und Wähler wieder zur Wahl zu bringen und andere anzusprechen."
Einen "Anti-FPÖ-Wahlkampf" werde er nicht führen: "Ich will zusammenführen, nicht trennen." Seitens der ÖVP wird es dazu keine Empfehlung geben. "Die Linzerinnen und Linzer wissen selbst, wie sie wählen", ist er überzeugt, er selbst müsse sich erst überlegen, wen er in zwei Wochen wählt.
Raml, FPÖ: Alles ist möglich
Dass er sich ernsthafte Chancen auf das Bürgermeisteramt ausrechnet, macht sein Counterpart Michael Raml, FPÖ, bereits am Wahlabend klar: "Die FPÖ Linz schreibt heute Geschichte mit diesem Ergebnis. Zum ersten Mal ist ein freiheitlicher Kandidat in der einer Stichwahl zum Amt des Bürgermeisters. Ich bin höchstzufrieden und reiche allen Wählerinnen und Wählern die Hand für die kommende Stichwahl in zwei Wochen. Da werden die Karten neu gemischt, alles ist möglich und die Menschen entscheiden: Soll es so weitergehen wie bisher oder wollen wir einen Neustart für Linz?" Man sehe auf allen Ebenen, dass sich die Leute freiheitliche Politik wünschen und diese auch wählen.
Grüne: "Ein Achtungserfolg"
Eva Schobesberger sieht ihr Ergebnis (Platz 4 mi t13 Prozent) als „Achtungserfolg“. Vom Ergebnis Prammers zeigte sie sich überrascht, „viele haben trotz des SPÖ-Skandals in Linz strategisch gewählt, um die FPÖ nicht weiter zu stärken“, ist sie überzeugt. Eine Wahlempfehlung will sie heute noch nicht für die Stichwahl abgeben, dass sie FPÖ-Kandidat Raml unterstützen wird, schließt Schobesberger aber aus.
„Pest oder Cholera“
Lorenz Potocnik (Linz plus) konnte nur entgeistert auf den hohen Balken bei der SPÖ blicken. „Es ist erschreckend, die SPÖ kann machen was sie will und wird trotz aller Skandale mit 40 Prozent gewählt“, zeigt er sich in einer ersten Reaktion fassungslos. In der Stichwahl hätten die Linzerinnen und Linzer jetzt die „Wahl zwischen Pest und Cholera“. Er selbst ist zumindest zufrieden, als Bester bei den Kleinparteien abgeschnitten und sein Ergebnis von 2021 gehalten zu haben.
Dass er auf dem letzten Platz gelandet ist, ist für Georg Redlhammer (Neos) nicht das Drama, er erinnert an seine Rolle als Kontrollobmann, als der er „maßgeblich dazu beigetragen“ habe, dass überhaupt gewählt wird. Seine Diagnose: „Die SPÖ hat es geschafft, den Brucknerhaus-Skandal als Skandal Lugers darzustellen, nicht als Skandal der Partei.“
Für Gerlinde Grünn (KPÖ) kam das Ergebnis "nicht unerwartet, Prammer ist jetzt auch Favorit für die Stichwahl in zwei Wochen". Sie selbst sei mit ihrem Ergebnis auch zufrieden: "Uns war wichtig, soziale Themen im Wahlkampf zu platzieren, das ist uns gelungen." Eine Wahlempfehlung für Raml wird es nicht geben, ob man Prammer unterstütze, werde in den Gremien diskutiert.
Die Wahlbeteiligung lag bei 42,2 Prozent.
An diesem 12. Jänner waren bei leichtem Schneetreiben über 151.000 Linzerinnen und Linzer aufgerufen, einen neuen Bürgermeister oder eine neue Bürgermeisterin zu wählen.
(kurier.at) | Aktualisiert vor 1 Minute