Die neue Bridget Jones begeistert und enttäuscht zugleich

Das erste Match und sofort ein Treffer: Von solch einem Glück, manche mögen es Wunder nennen, können die meisten Singles auf Partnersuche nur träumen. Die Auswahl an Dating-Apps ist groß, die Zahl der potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten je nach Region häufig überschaubar.

Bridget (Renée Zellweger) hat es zwar auf dem Papier leichter, denn Männer gibt es in London wie Sand am Meer. Doch so leicht tut sich die Witwe, deren Mann Marc Darcy (Colin Firth) vor einigen Jahren bei einer Auslandsmission ums Leben kam, ihr aber weiterhin als Vision erscheint, beim Anbandeln aber nicht.

Das von einer Freundin erstellte Dating-Profil wirkt dann doch verführerisch und hoppla, da ist ja schon die erste Nachricht: zufällig von einem 29-Jährigen, dem die Mittfünfzigerin zuvor in einem Park begegnet ist. Das erste zwanglose Date ist ein voller Erfolg. Student Roxster (Leo Woodall) entpuppt sich als Glückstreffer: Er bringt Bridget zum Lächeln (was Renée Zellweger aufgrund ihres nach Beautyeingriffen maskenhaft wirkenden Gesichts etwas schwerfällt), versteht sich bestens mit ihren Kindern und scheint auch in der Horizontalen äußerst begabt zu sein.

Doch Bridget Jones wäre nicht Bridget Jones, gäbe es da nicht Probleme: Der Altersunterschied macht ihr zu schaffen. Gilt das etwa auch für ihren jungen Toyboy? Außerdem ist da noch die Trauer, die nicht verschwinden will, und der neue alte Job. Nicht zu vergessen die Schule, wo sie gegen Vorzeigemütter antreten und es mit einem neuen, anstrengenden Lehrer aufnehmen muss: Mr. Wallaker (Chiwetel Ejiofor).

Trauerarbeit auf der Leinwand

Die Geschichte der Britin, die auf der Suche nach dem Glück in allerlei Fettnäpfchen tritt, wurde von Schriftstellerin Helen Fielding bereits 2013 um das dritte Kapitel „Mad About the Boy“ erweitert, nun aber erst als vierter Film umgesetzt. Dem Drehbuchautorenteam um Fielding und Regisseur Michael Morris ist es dabei gelungen, erneut eine Wohlfühlwelt um die Hauptfigur zu kreieren, in der soziale Missstände und finanzielle Nöte nicht zu existieren scheinen. Die wenigen stillen Momente des Films sind der Trauerbewältigung vorbehalten.

Lachen darf man häufig, was auch dem Wiedersehen mit einigen Charakteren aus den ersten drei Filmen geschuldet ist. Vor allem Hugh Grant als alternder Lüstling Daniel Cleaver, der doch das Herz am rechten Fleck hat, und Emma Thompson als Gynäkologin und Familienärztin Doctor Rawlings überzeugen. Humoristisch werden alle Bedürfnisse des Kinopublikums bedient; vom Schenkelklopfer Kondomkauf bis hin zu den kleinen bissigen Sprüchen und Dialogen, für die das britische Kino in Kontinentaleuropa gefeiert wird.

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Die Hauptfigur enttäuscht jedoch ein wenig: War Bridget Jones (jetzt Bridget Darcy) schon immer derart tollpatschig? Stellenweise wirkt die Titelheldin wie eine unbeholfene, fast senile Rentnerin. Auch die unterwürfige Art, mit der sie Männern begegnet, wirkt 24 Jahre nach Erscheinen des ersten Films befremdlich. Würde sich nicht jeder Mensch in fast zweieinhalb Jahrzehnten ein wenig weiterentwickeln?

Anders würde der Film womöglich aber auch nicht funktionieren. Die treuen Fans wünschen sich eine Titelheldin mit Ecken, Kanten und vor allem Macken. Und hoffen ebenfalls auf ein Wunder, wie etwa ein Match beim ersten Wisch.