Unglück vor zehn Jahren: Italien gedenkt der Toten des „Costa Concordia“-Untergangs

In Italien ist am Donnerstag mit einem eintägigen Gedenken an die Havarie des Kreuzfahrtschiffs „Costa Concordia“ vor zehn Jahren erinnert worden. Bei einem Gottesdienst in der Kirche der Insel Giglio, vor der das Schiff am 13. Januar 2012 kenterte, wurde der 32 Todesopfer gedacht. Dieselbe Kirche hatte nach dem Unglück ihre Pforten für Hunderte Überlebende geöffnet, die in der kalten Nacht in Rettungsbooten an der Küste ankamen.

„Ich lade Sie ein, den Mut zu haben, nach vorne zu schauen“, sagte der Bischof von Grosseto, Giovanni Roncari, an Angehörige der ums Leben gekommenen, Überlebende und Vertreter der Küstenwache gerichtet, die bei der Koordinierung der Rettungsaktion geholfen hatte. „Hoffnung hebt die Tragödie und den Schmerz nicht auf, doch sie lehrt uns, über den gegenwärtigen Moment hinauszuschauen, ohne ihn zu vergessen“, sagte er.

Bei Sonnenschein und blauem Himmel wollten Überlebende und Angehörige der Opfer einen Kranz vor der Küste ins Wasser legen. An Bord des Schiffs hatten sich damals rund 4200 Passagiere und Besatzungsmitglieder befunden. Der Kapitän Francesco Schettino wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt, weil er angeordnet hatte, das Schiff näher an die Insel Giglio heranzusteuern.

Die Staatsanwaltschaft warf Schettino vor, mit einer Evakuierungsanordnung zu lange gewartet zu haben. Zu dem Chaos an Bord hätten auch widersprüchliche Anordnungen von Besatzungsmitgliedern beigetragen. Schettino ließ das havarierte Schiff zurück. Passagiere an Bord mussten sich größtenteils selbst um ihr Überleben kümmern.

Die Passagierin Ester Percossi erzählte, wie sie durch den Aufprall des Schiffs zu Boden geworfen worden sei. Es habe sich „wie ein Erdbeben“ angefühlt. Menschen hätten sich gegenseitig Schwimmwesten entrissen, um ihr Leben zu retten. „Es gab kein Gesetz. Nur das Überleben und das war's.“

Der zehnte Jahrestag des Unglücks soll auch daran erinnern, wie Anwohner die Passagiere und Besatzungsmitglieder aufnahmen, ihnen Lebensmittel, Decken und Schlafplätze gaben, und dann noch zwei Jahre mit dem Schiffswrack vor Augen lebten, bis dieses aufgerichtet und weggeschleppt wurde.

Die Anwohner bereiteten Kevin Rebello eine herzliche Begrüßung, dessen Bruder Russel Rebello, ein Kellner auf dem Schiff, entdeckt wurde, als das Schiff 2014 in Genua zerlegt wurde. In den Monaten, in denen Taucher nach den Überresten seines Bruders gesucht hatten, war eine Nähe zwischen Kevin Rebello und vielen Bewohnern der Insel entstanden. Als er am Donnerstag für die Messe eintraf, erhielt er eine Auszeichnung der Zivilschutzbehörde. „Dies ist für ihn“, sagte Rebello mit Blick auf seinen verstorbenen Bruder. „Er wäre stolz darauf.“