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Zehn Jahre „Costa Concordia“: Erinnerungen an einen Alptraum

Zehn Jahre Costa Concordia Erinnerungen an einen Alptraum
Ein Jahrzehnt ist es her, dass das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ vor der italienischen Insel Giglio havarierte und 32 Menschen ihr Leben verloren. Die große Tragik der Katastrophe liegt in der Vermeidbarkeit des Unfalls. Der geschmähte Kapitän

Die Bilder des riesigen Kreuzfahrtschiffs in Bauchlage haben sich eingebrannt, nicht nur den Schiffbrüchigen und den Bewohnerinnen und Bewohnerin der kleinen Insel Giglio. Sie gingen um die Welt und wurden zu einem Symbol für schiere Fahrlässigkeit. Die Havarie der „Costa Concordia“ jährt sich am Donnerstag zum zehnten Mal. „Manchen kommt es vor, als sei das gestern gewesen“, sagte ein Opferanwalt zur dpa.

Unter den mehr als 4.200 Menschen an Bord waren auch 77 Österreicherinnen und Österreicher, darunter der damalige Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ). Sie kamen im Gegensatz zu 32 anderen Passagieren mit dem Leben davon.

Freitag, der 13.

Das Schiff der Reederei Costa Crociere war am symbolträchtigen Freitag, den 13. Jänner 2012 vom Hafen Civitavecchia nahe Rom aus in See gestochen. Kapitän Schettino ließ das 300 Meter lange Schiff zu nahe an Giglio heranfahren, um den abendlich erleuchteten Hafen zu „grüßen“. Die „Costa Concordia“ schrammte unter Wasser einen Felsvorsprung, der schlitzte den Rumpf auf einer Länge von rund 70 Metern auf.

Vor zehn Jahren sank die „Costa Concordia“

Am 13. Jänner 2012 ist das Kreuzfahrschiff „Costa Concordia“ vor der toskanischen Insel Giglio untergegangen. Grund dafür war, dass Kapitän Francesco Schettino das Schiff gegen einen Felsen gesteuert hatte. Insgesamt 32 Menschen starben bei dem Unglück.

Sie lief leck und kam vor dem Hafenbecken in Schräglage zum Liegen. Die meisten Passagiere waren gerade beim Dinner im Speisesaal, viele waren aber auch im Inneren des Rumpfs von den Wassermassen eingeschlossen.

Die Menschen an Bord wurden eine Dreiviertelstunde lang im Unklaren gelassen. Über die Lautsprecher kam die Nachricht, es handle sich lediglich um Probleme mit der Stromversorgung. Man möge in den Kabinen bleiben und die Ruhe bewahren. Erst nach einer Stunde nach dem Zusammenstoß heulten schließlich die Schiffssirenen zur Evakuierung. Da herrschte an Bord längst Panik. Wer kein Rettungsboot ergattern konnte, sprang ins eiskalte Wasser.

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Die Einwohner Giglios öffneten Schulen, Kindergärten, die Kirche und Privathäuser für die Schiffbrüchigen. Dem Wind war es zu verdanken, dass die Opferzahl nicht höher stieg. Hätte er das Schiff vom Unterwassersockel weggetrieben, wäre die „Costa Concordia“ wohl aufs offene Meer getrieben.

Kapitän ging von Bord

Nachdem sich das Chaos gelegt hatte, war ein Schuldiger schnell gefunden: der Kapitän, der nicht nur zu waghalsig manövriert hatte, sondern auch zu früh – noch während der Evakuierung – von Bord ging. Schettino war per Rettungsboot auf eine Mole gelangt. Dort telefonierte er mit dem Einsatzleiter der Küstenwache, Gregorio de Falco, die Abschrift des Gesprächs wurde später publik. Schettinos Rolle als Buhmann wurde darin einzementiert: Er solle gefälligst zurück an Bord gehen und den Menschen helfen, schrie de Falco den Kapitän an.

„Hören Sie, Sie klettern jetzt die Bugleiter hinauf, gehen aufs Schiff und sagen mir, wie viele Leute noch an Bord sind. Und was sie brauchen. Ist das klar?“, so De Falco. „Hören Sie Schettino, dass Sie sich aus dem Meer gerettet haben, … Ich werde dir wirklich etwas Böses antun … ich werde dich dafür bezahlen lassen. Geh an Bord, verdammt noch einmal.“

Kapitän Francesco Schettino APA/AFP/Filippo Monteforte
Francesco Schettino (2014)

Die „Costa Concordia“ sollte noch zwei Jahre vor Giglio liegen bleiben, ein Mahnmal und Magnet für Katastrophentouristen. Erst 2014 wurde das riesige Wrack aufwendig geborgen, aufgerichtet und nach Genua abtransportiert. Erst dort wurde das letzte Todesopfer gefunden. Der in Mitleidenschaft gezogene Meeresboden vor Giglio wurde wiederhergestellt. Dafür und für die Entschädigungen musste die Costa-Concordia-Betreiberin 85 Millionen Euro ausgeben.

Gedenken in Giglio

Am Donnerstag wird wie jedes Jahr der Katastrophe gedacht, Giglios Bürgermeister und Überlebende legen einen Blumenkranz am Gedenkstein für die Opfer nieder. In der Früh wird es eine Gedenkmesse geben, abends einen Fackelzug. Um 21.45 Uhr, dem Zeitpunkt des Unfalls, werden die Schiffssirenen und die Kirchenglocken läuten. Danach folgt eine Schweigeminute.

Bergung der „Costa Concordia“ im Zeitraffer

Schettino verbringt den Jahrestag im römischen Gefängnis Rebibbia. Er wurde als einziger zur Verantwortung gezogen und fasste 16 Jahre unter anderem wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung aus. Ein Berufungsgericht und auch das höchste italienische Gericht in Rom bestätigten das Urteil.

Studium hinter Gittern

Schettino studiert im Gefängnis nun Jus und Journalismus und schreibt für die Zeitung seiner Strafanstalt. Er versucht weiter, frühzeitig entlassen zu werden. 2018 legte er beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg Beschwerde ein, eine Entscheidung steht aus. Im Frühjahr könnte der heute 61-Jährige Zugang zu alternativen Strafmaßnahmen erhalten. Wegen guter Führung wurde ihm schon zu Weihnachten heuer erlaubt, die Feiertage im Kreise der Familie zu verbringen, berichtete die römische Tageszeitung „Il Messaggero“. Öffentliche Stellungnahmen gibt er keine mehr ab.

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