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Russischer Geheimdienst spricht von 40 Toten und ermittelt wegen
Bewaffnete eröffneten am Freitagabend Feuer in der Crocus City Hall in Moskau, das Dach soll eingestürzt sein. Der Kreml spricht von einem „blutigen terroristischen Attentat“.

Bewaffnete eröffneten am Freitagabend Feuer in der Crocus City Hall in Moskau, das Dach soll eingestürzt sein. Der Kreml spricht von einem „blutigen terroristischen Attentat“.

Bei einem Anschlag auf eine Veranstaltungshalle in der Region Moskau haben Bewaffnete laut russischem Inlandsgeheimdienst FSB 40 Menschen getötet. In der Crocus City Hall in der Stadt Krasnagorsk seien zudem ersten Erkenntnissen zufolge mehr als 100 Menschen verletzt worden, wurde die Behörde am Freitagabend von der russischen Nachrichtenagentur Interfax zitiert. Russlands zentrales Ermittlungskomitee nahm ein Verfahren wegen eines mutmaßlichen „Terrorakts“ auf.

Nach Behördenangaben wurden nach Schüssen und einem Brand in der Veranstaltungshalle weitere Explosionen gemeldet. Unbekannte in Kleidung in Tarnfarben hätten die Crocus City Hall kurz vor Beginn eines Konzerts gestürmt und das Feuer eröffnet, teilte die russische Generalstaatsanwaltschaft mit. Die Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar. Bei den Opfern soll es sich russischen Medien zufolge sowohl um Mitarbeiter als auch um Besucher der Konzerthalle handeln.

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Die Konzerthalle befindet sich in der Stadt Krasnagorsk, nordwestlich von Moskau.Grafik: APA/DiePresse

Ausbreitung des Brandes gestoppt

An dem berühmten Gebäude waren lodernde Flammen zu sehen und eine riesige Rauchwolke. Das Dach soll eingestürzt sein. Die Lage war unübersichtlich. Nach Behördenangaben waren Dutzende Rettungswagen im Einsatz und viele Busse, um Menschen in Sicherheit zu bringen. In den Zuschauersälen gibt es Tausende Plätze. Laut der Nachrichtenagentur Interfax wurde die Ausbreitung des Brandes in der Konzerthalle gestoppt.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich nach Kremlangaben „seit der ersten Minute“ über die Geschehnisse informieren lassen. Er erhalte über die entsprechenden Dienste ständig alle wichtigen Informationen über das Geschehen und die eingeleiteten Maßnahmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow Interfax zufolge.

Die Chefin des Föderationsrats, dem Oberhaus des russischen Parlaments, Valentina Matwijenko, drohte den Drahtziehern des Anschlags mit Vergeltung. „Diejenigen, die hinter diesem fürchterlichen Verbrechen stehen, werden die verdiente und unausweichliche Strafe dafür erhalten“, schrieb sie auf ihrem Telegram-Kanal. Der Staat werde zugleich alles tun, um den Hinterbliebenen zu helfen, kündigte sie an.

Russische Einsatzkräfte vor der Konzerthalle.
Russische Einsatzkräfte vor der Konzerthalle. Imago / Maksim Blinov
Rettungs- und Einsatzkräfte bei der Arbeit.
Rettungs- und Einsatzkräfte bei der Arbeit. Imago / Maksim Blinov
Löscharbeiten sind im Gange.
Löscharbeiten sind im Gange. Reuters / Maxim Shemetov
Ein zerbrochenes Fenster am Tatort.
Ein zerbrochenes Fenster am Tatort. Imago / Yekaterina Khristova

USA sehen keine Verwicklungen der Ukraine

Die USA mahnten in einer ersten Reaktion an, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington. Man könne noch nicht viel zu den Details mitteilen, rate aber zu diesem frühen Zeitpunkt eindringlich von der Annahme ab, dass es eine Verbindung zur Ukraine gebe. „Die Bilder sind einfach schrecklich“, betonte Kirby außerdem und sagte, man sei in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. Das US-Außenministerium rate amerikanischen Staatsbürgern vor Ort dazu, große Menschenansammlungen zu meiden. Die Ukraine habe nichts mit der Schießerei in Moskau zu tun, teilte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak mit.

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin sagte am Abend sämtliche Sport-, Kultur- und sonstigen Veranstaltungen für das Wochenende ab. Er bitte um Verständnis für die Maßnahme, schrieb er in seinem Telegram-Channel.

Die Witwe des verstorbenen russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, sprach den Familien der Opfer ihre Anteilnahme aus. Nawalnaja lebt im Exil. Ihr Mann, einst scharfer Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war erst vor wenigen Wochen in einem russischen Straflager gestorben.

Spekulationen über Terroranschlag kursierten schon länger

Spekulationen über einen möglichen Terroranschlag in Moskau waren seit dem 7. März kursiert. Damals hatte die US-Botschaft eine diesbezügliche Warnung ausgesprochen, die am 8. März unter anderem auch vom österreichischen Außenministerium übernommen worden war. Putin hatte seinerseits am Dienstag „provokative Erklärungen einer Reihe von offiziellen westlichen Strukturen“ über einen möglichen Terroranschlag in Russland heftig angeprangert. „All das erinnert an offene Erpressung und die Absicht, Angst zu verbreiten und unsere Gesellschaft zu destabilisieren“, hatte er ausgerechnet vor den Spitzen des für Terrorbekämpfung verantwortlichen Inlandsgeheimdiensts FSB erklärt.

2002 hatten tschetschenische Bewaffnete 850 Menschen in einem Musical-Theater in ihre Gewalt gebracht. Am vierten Tag des Dramas betäubte der Inlandsgeheimdienst die Geiselnehmer und die Geiseln mit einem Gas. Die Terroristen wurden erschossen. 135 Geiseln kamen ums Leben, die meisten von ihnen durch unzureichende medizinische Versorgung. (ag/red.)

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