Vulkanausbruch oder Tsunamis? Forscher rechnen mit großem ...
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Um einer Namensverwirrung vorzubeugen: Santorin ist ein ringförmiger Archipel, der aus seiner gleichnamigen Hauptinsel und weiteren kleinen Inseln besteht. Oft wird der Name auch mit Santorini transkribiert. Die Hauptinsel wird im Griechischen außerdem auch Thira oder Thera genannt.Für den in diesem Artikel thematisierten Unterwasservulkan gibt es ebenfalls zwei geläufige Namen: Kolumbo und Kolumbos.Wir nutzen in diesem Artikel die Varianten Santorin und Kolumbo.
Santorin: 1650 und 1956 geschahen die Katstrophen, vor denen man sich wieder fürchtet
Ganz in der Nähe der meisten Epizentren ist auch der Krater des Unterwasservulkans Kolumbo. Bei dessen letztem großen Ausbruch im Jahr 1650 geschah das, was man im schlimmsten Fall auch jetzt wieder befürchtet: Menschen starben, Gebäude wurden zerstört, und nach dem Kollaps des Vulkans entstand ein gewaltiger Tsunami, der noch auf 150 Kilometer entfernten Inseln Schäden anrichtete.
Auch an Erdbeben ohne Vulkanausbruch gibt es unschöne Erinnerungen auf Santorin, und die sind noch nicht so alt. Im Juli 1956 bebte die Erde mehrfach, der erste und stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 7,7 – 13 Minuten später folgte ein Nachbeben mit einer Magnitude von 7,2. Dieses zweite Beben trat in der oberen Erdkruste auf und verursachte einen lokalen Tsunami mit Wellenhöhen von bis zu 22 Metern auf der Insel Amorgos. Bei der Katastrophe starben 53 Menschen.
Könnte so etwas wieder bevorstehen? Wenn ja, wird es ein Vulkanausbruch oder ein großes Beben oder beides? All das steht bislang noch nicht fest. Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam untersuchen die Vorgänge gemeinsam mit griechischen Partnern. Aber noch konnte nicht herausgefunden werden, ob die Beben auf vulkanische oder plattentektonische Aktivität zurückgehen. Beide Hypothesen gelten als möglich. Und sogar eine Kombination sei denkbar, heißt es von den beiden Forschungszentren, weil sich einzelne Segmente der Ägäischen Erdplatte in der Region um Santorin um wenige Millimeter voneinander wegbewegen. "Das führt zu einer Dehnung und Ausdünnung der Erdkruste, in etwa so, als ob man einen zähen Teig auseinanderzieht, der dann in der Mitte dünner wird. Dort, wo die Kruste sich dehnt, können Fluide und Magmen aufsteigen." Die Plattentektonik könnte – umgangssprachlich – dem Magma also die Tür öffnen.
Zwei Hypothesen mit jeweils drei Szenarien für die nahe Zukunft
Wie es in naher Zukunft weitergehen könnte, haben GEOMAR und GFZ in einem gemeinsamen Bericht beschrieben. Grunderkenntnis daraus: Es gibt derzeit überhaupt keine Sicherheit für irgendwas. Insgesamt sechs Szenarien sind laut Bericht möglich, und nur zwei davon klingen beruhigend.
Falls die Beben auf tektonische Aktivität zurückzuführen sind (Hypothese 1), könnten 1.) Anzahl und Intensität der Beben allmählich abnehmen oder könnte es 2.) zu einem "Hauptschock-Ereignis" kommen: "Die Seismizität eskaliert und erreicht größere Magnituden. Ein Hauptbeben könnte auftreten, gefolgt von Nachbeben. Dies birgt das Risiko von Schäden an Infrastrukturen, Hanginstabilitäten und Tsunamis. Hauptbeben könnten auch Monate nach dem Abklingen des aktuellen Schwarms ohne vorherige Anzeichen auftreten", heißt es im Bericht von GEOMAR und GFZ. Oder schließlich 3.) könnten durch Umverteilung der Spannungen in der Erdkruste weitere Verwerfungen aktiviert werden, was Erdbeben in anderen Regionen hervorrufen könnte.
Drei weitere Szenarien wurden für den Fall beschrieben, dass es sich um magmatische Aktivität handelt (Hypothese 2). Auch hier könnte 1.) die Aktivität abklingen und das flüssige Magma sich langsam verfestigen. Oder 2.) das Magma bricht aus, entweder unter Wasser oder an Land. Je nach Lage könnte der Ausbruch von einem ruhigen Lavafluss in tiefen Gewässern bis zu einer explosiven Eruption in flachen Gewässern reichen. "Der Kontakt von basaltischem Magma mit entwickelten Vulkansystemen wie Santorin oder Kolumbo könnte eine besonders gefährliche explosive Reaktion auslösen", heißt es im Bericht. Und 3.) könnte die magmatische Aktivität sogar ein mittelgroßes bis großes Hauptbeben auslösen, wenn das flüssige Material eine bereits belastete Verwerfung aktiviert.