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Streit um Grönland: Dänemark sucht Rückendeckung in der EU

Streit um Grönland Dänemark sucht Rückendeckung in der EU
Ein Telefonat zwischen Trump und der dänischen Ministerpräsidentin wird zum Eklat. Wegen der Grönland-Pläne des US-Präsidenten sucht Kopenhagen Rückhalt in der EU.

In Dänemark geht die Angst um. Zunächst hatte man angenommen, dass Donald Trump bluffte, als er noch vor seiner Amtseinführung ankündigte, Grönland besitzen und dafür notfalls wirtschaftliche und militärische Maßnahmen einsetzen zu wollen. Aber er hielt an der Forderung fest, auch in einem dreiviertelstündigen Telefonat mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen vergangene Woche. In diesem soll er aggressiv und konfrontativ auf Frederiksens Bemerkung reagiert haben, Grönland sei nicht zu verkaufen. Es sei „entsetzlich“ und eine „kalte Dusche“ für die Dänen gewesen, die deswegen „völlig ausgeflippt“ seien – Trump wolle tatsächlich die Insel und habe gezielte Zölle angedroht, zitierte die „Financial Times“ danach mehrere europäische Beamte, die den Inhalt des Telefonats kennen.

Seitdem versucht Kopenhagen einerseits Signale dahin gehend über den Atlantik zu senden, dass es nun endlich die Arktis ernst nimmt, Grönland aufrüstet und die Grönländer verstärkt einbindet. So verkündeten die grönländische und die dänische Regierung am Montagabend gemeinsam die Einigung auf ein neues Teilabkommen zur Verteidigung der Arktis. Kopenhagen will 15 Milliarden Kronen (rund zwei Milliarden Euro) unter anderem in drei neue Schiffe und zwei Langstreckendrohnen investieren. Das wird auch eine Reaktion auf Trumps Bemerkung gewesen sein, Dänemark glaube, dass es „Grönland mit zwei zusätzlichen Hundeschlitten schützen“ könne.

Frederiksen tourt durch Europa und sucht Verbündete

Zugleich zeigt sich Frederiksen, deren Politik oft durch eine ordentliche Portion EU-Skepsis geprägt war, in der Krise nun als glühende Europäerin. „Ich kann mir keine Zeit vorstellen, in der die Einheit in Europa wichtiger war“, sagte sie am Sonntag, nachdem Trump seinen Wunsch, Grönland besitzen zu wollen, wieder einmal bekräftigt hatte. Am Dienstag brach sie zu einer eintägigen europäischen Rundreise nach Berlin, Paris und Brüssel auf, bei der es darum ging, in äußerst ernster Lage Einheit zu signalisieren, ohne dabei Trump zu verärgern.

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„Wir sehen uns unsicheren Realitäten gegenüber, die es noch dringlicher machen, dass Europa geeint ist und eng zusammenarbeitet“, sagte Frederiksen am Morgen in Berlin, wo sie mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammentraf. Notwendig sei ein „stärkeres, entschlosseneres Europa, das in der Lage ist, sich selbst zu verteidigen“. Grönland nannten weder Frederiksen noch Scholz namentlich.

Scholz sagte in Richtung der „lieben Mette“, in diesen „herausfordernden Zeiten“ komme es auf ein starkes Europa an. Ausführlich ging er auf hybride Bedrohungen durch Russland, auf den Angriffskrieg und das Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen ein. Dieses müsse für alle gelten. Scholz fügte hinzu, halb auf Deutsch, halb auf Englisch und sicherlich in Richtung Amerika: „Grenzen dürfen nicht verschoben werden. To whom it may concern.“ („An alle, die es betrifft“) Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen bot aus Kopenhagen Interpretationshilfe. Scholz’ Worte gälten auch Trump, sagte Rasmussen. Zugleich dürfe man den Konflikt nicht unnötig eskalieren lassen.

Paris: Trumps Vorgehen als „eine Form des Imperialismus“

In Paris traf Frederiksen am frühen Mittag mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zusammen. Frankreichs Position ist, dass „die souveränen Grenzen Europas“ nicht infrage gestellt werden dürfen. Macron bekräftigte dies in Gesprächen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Frederiksen. In Paris herrscht ein gewisser Unmut darüber, dass von der Leyen auf die Drohungen Trumps nur verhalten reagiert habe.

Wie Außenminister Jean-Noël Barrot im Radio betonte, sei das autonome Gebiet Grönland „ein Territorium der EU“. Macrons frühere Europaministerin, die EU-Abgeordnete Nathalie Loiseau, regte eine Entsendung von EU-Truppen nach Grönland an, um eine Drohkulisse gegenüber Trump aufzubauen. Regierungssprecherin Sophie Primas kritisierte Trumps Vorgehen als „eine Form des Imperialismus“, gegen den sich die EU geschlossen in Stellung bringen müsse. Macron hat die eigenen Streitkräfte bereits darauf eingestimmt, dass „die Eisschmelze zu neuen geopolitischen Situationen“ führen werde.

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Soldaten aus der EU nach Grönland?

Der letzte Termin auf Frederiksens Reise war am Nachmittag ein Treffen in Brüssel mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte. Eine gemeinsame Pressekonferenz, sonst üblich, war nicht vorgesehen. Beide Seiten hatten kein Interesse daran. Für die NATO fällt die Vorstellung, dass Amerika Dänemark bedrohen könnte, in den Bereich des Unsagbaren. Dänemark wiederum soll seine Partner in EU und NATO gebeten haben, sich nicht öffentlich zu Trumps Grönland-Drohungen einzulassen – um eine weitere Eskalation zu verhindern. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas versuchte sich daran zu halten, als sie am Montagabend nach Grönland gefragt wurde.

Man dürfe nicht alles wörtlich verstehen, was Trump sage, antwortete sie, müsse aber immer mit ihm verhandeln. Erst auf Nachfrage stellte sie klar, dass das nicht für Grönland gelte. Nicht äußern wollte sie sich zu einem Vorschlag des Vorsitzenden des EU-Militärausschusses. „Aus meiner Sicht wäre es durchaus sinnvoll, in Grönland nicht nur wie bisher US-Streitkräfte zu stationieren, sondern künftig auch eine Stationierung von EU-Soldaten in Erwägung zu ziehen“, sagte der österreichische General Robert Brieger der „Welt am Sonntag“. „Das wäre ein starkes Signal und könnte zur Stabilität in der Region beitragen.“

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