In Österreich hat jeder siebente junge Erwachsene noch nie vom ...
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Geschichte
Laut einer Befragung in mehreren europäischen Ländern und den USA befürchtet die Mehrheit eine Wiederholung des Holocaust
23. Jänner 2025, 13:44
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New York – 80 Jahre nach der Befreiung des früheren NS-Vernichtungslagers Auschwitz und dem Ende des Zweiten Weltkriegs befürchten in Europa und den USA zahlreiche Menschen eine Wiederholung des Holocaust. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Befragung in acht Ländern stimmten laut Kathpress in den USA gut drei Viertel (76 Prozent) der Befragten dieser Aussage zu. Nach Angaben der Jewish Claims Conference, die die Studie in Auftrag gegeben hat, wurden jeweils 1000 Erwachsene in den Vereinigten Staaten, im Vereinigten Königreich sowie in Frankreich, Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn und Rumänien befragt. Die Befragungen fanden zwischen dem 15. und 28. November 2023 statt.
In Österreich befürchten 62 Prozent eine Wiederholung des Holocaust, ebenso viele in Deutschland (61 Prozent). Die niedrigste Zustimmung zu dieser Aussage gab es in Rumänien (44 Prozent).
Lücken bei Faktenwissen
Wichtige Ergebnisse sind laut der Jewish Claims Conference, dass das grundlegende Bewusstsein für den Holocaust in den meisten befragten Ländern im Allgemeinen hoch ist. Bei detailliertem Wissen über grundlegende Fakten bestünden jedoch erhebliche Lücken. So glaubten "bemerkenswerte Teile der Bevölkerung", dass zwei Millionen oder weniger Juden getötet wurden. 28 Prozent sagten das in Rumänien, 21 Prozent in Österreich. Dass es sechs Millionen waren, wisse in allen befragten Ländern ein großer Teil der Bevölkerung nicht.
Auch mangle es an generellem Wissen über den Holocaust, insbesondere bei den jüngeren Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren – wobei es hier zwischen den Ländern deutliche Unterschiede gibt. 46 Prozent in dieser Altersgruppe gaben in Frankreich an, noch nie vom Holocaust gehört zu haben, in Österreich waren es 14 Prozent, in Deutschland zwölf Prozent.
Wissenslücken bei Namen von KZs
Bei den Namen von Konzentrationslagern und Ghettos hätten vor allem Amerikaner Wissenslücken. Etwa jeder Zweite konnte laut der Untersuchung kein einziges benennen. In europäischen Ländern wie Großbritannien oder Frankreich war es jeder Vierte, in Deutschland knapp jeder Fünfte (18 Prozent). In Österreich konnten zehn Prozent der Befragten weder den Namen eines Konzentrationslagers noch den eines der Ghettos der NS-Zeit nennen.
Auch glaubte überall die Mehrheit der befragten Erwachsenen, dass die meisten Verbrechen an Juden von Adolf Hitler und hochrangigen Nazis begangen wurden. In Österreich etwa bejahten diese Sicht 58 Prozent der Befragten. Für 45 Prozent hat ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung in ganz Europa den Nazis und ihren Kollaborateuren direkt und indirekt bei der Durchführung des Holocaust geholfen.
Schockierend nennt die Jewish Claims Conference ein weiteres Ergebnis der Gesamtbefragung: Demnach glaubten viele der 18- bis 29-Jährigen eher, dass die Zahl der während des Holocaust getöteten Juden übertrieben sei. Das sagte gut jeder Zweite in Rumänien (53 Prozent) sowie ein Drittel in Frankreich. In Österreich glaubten dies 21 Prozent, in Deutschland 13 Prozent der befragten jüngeren Menschen.
Aufklärungsarbeit fortsetzen
Als positiv wurde jedoch eine überwältigende Unterstützung für die Aufklärung über den Holocaust bewertet. In allen acht Ländern forderten mindestens neun von zehn Erwachsenen, die Aufklärungsarbeit fortzusetzen, um eine Wiederholung zu verhindern. (APA, 23.1.2025)