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Feuerwehr mit ersten Erfolgen im Kampf gegen Waldbrände in Los ...

Feuerwehr mit ersten Erfolgen im Kampf gegen Waldbrände in Los
Rund 10.000 Gebäude wurden laut Medienberichten zerstört. Im Zusammenhang mit Plünderungen wurden mindestens 20 Verdächtige festgenommen
Waldbrände Kalifornien.
Da zwischen Los Angeles und Ventura ein neues Feuer ausgebrochen ist, sollen 900 zusätzliche Feuerwehrleute dorthin entsandt werden.
Foto: REUTERS/Ringo Chiu

Malibu / Los Angeles – Hoffnungsschimmer in Los Angeles: Die Feuerwehr erzielt erste Erfolge im Kampf gegen die schwersten Waldbrände in der Geschichte der US-Westküstenmetropole. Den Rettungskräften kam am Freitag eine Pause bei den heftigen Winden zugute, die die Feuer angefacht hatten.

Meteorologen warnten jedoch davor, dass starke Böen am Wochenende zurückkehren könnten. Die Windverhältnisse im Gebiet von Los Angeles werden sich nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes von Freitag bis zum Wochenende verbessern. "Es ist nicht mehr so böig, was den Feuerwehrleuten hoffentlich helfen wird", sagte die NWS-Meteorologin Allison Santorelli. Die Bedingungen mit niedriger Luftfeuchtigkeit und trockener Vegetation seien aber immer noch kritisch.

Mindestens zehn Tote

Die Zahl der Toten bei den Waldbränden ist laut der gerichtsmedizinischen Behörde auf mindestens zehn gestiegen. Die Opfer müssten noch identifiziert werden, hieß es am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer Mitteilung.

Die gewaltige Feuerkatastrophe hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und wütet weiter. Etwa 10.000 Gebäude sind Medienberichten zufolge den Bränden bereits zum Opfer gefallen. Am Freitagmorgen meldete die Brandschutzbehörde, dass es zumindest beim Feuer im Luxusviertel Palisades im Laufe des Tages leichte Fortschritte beim Löschen geben könnte. "Es geht in die richtige Richtung", sagte Brent Pascua von der Brandschutzbehörde Cal Fire dem Sender CNN am Freitagmorgen (Ortszeit).

In Palisades sind etwa 80 Quadratkilometer von Bränden betroffen. Sechs Prozent seien bisher eingedämmt – im Laufe des Tages könnten es – so die Hoffnungen – bis zu zwölf Prozent sein.

Grafik Brände
Verheerende Brände bei und in Los Angeles.
Gebäudedaten von Microsoft, Feuerdaten von Cal Fire

Es sehe aus, als ob "eine Atombombe in diesen Gebieten abgeworfen wurde", sagte der Sheriff des Bezirks Los Angeles, Robert Luna. Die Brände sind weiter außer Kontrolle. Nach Angaben von Feuerwehrchefin Kristin Crowley verbrannten allein im Viertel Pacific Palisades seit Dienstag mehr als 5300 Häuser. Beim Eaton-Fire nahe Pasadena wurden bisher 4000 bis 5000 Gebäude zerstört oder beschädigt, darunter Ein- und Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte, wie Anthony Marrone, Feuerwehrchef von Los Angeles County, bestätigte.

Waldbrände Los Angeles.
Laut der Feuerwehr verbrannten allein im Viertel Pacific Palisades seit Dienstag mehr als 5300 Häuser.
Foto: AFP/DAVID SWANSON

Neues Feuer breitet sich aus

Während zwei der großen Feuer am Donnerstag eingedämmt werden konnten, brach gleichzeitig ein neues aus, das Kenneth Fire im Gebiet der West Hills und Hidden Hills zwischen Los Angeles und Ventura. Es bewege sich gefährlich schnell auf Wohnhäuser in der hügeligen Region zu, teilte die Feuerwehr mit. Auf Videos war eine heftige Rauchentwicklung zu sehen. 900 zusätzliche Feuerwehrleute sollten dorthin entsandt werden, berichteten Medien unter Berufung auf Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom.

500 in Kalifornien stationierte US-Soldaten bereiten sich auf einen möglichen Einsatz in den Waldbrandgebieten im Großraum Los Angeles vor. Sie stünden bereit, auf Anforderung der kalifornischen Behörden zu unterstützen, etwa beim Räumen von Straßen oder bei Such- und Rettungseinsätzen, sagte eine Pentagon-Sprecherin. Zudem könnten zehn Helikopter angefordert werden, die bei der Brandbekämpfung helfen können. Das Verteidigungsministerium stellt nach eigenen Angaben auch vier Brandbekämpfungssysteme zur Verfügung, die in Militärflugzeuge eingebaut werden können. Einige davon sollen nach Angaben der Sprecherin am Wochenende zu Einsatz kommen.

360.000 Menschen evakuiert

Das größte der derzeit fünf Feuer im Großraum Los Angeles – Palisades Fire genannt – brenne aktuell auf einer Fläche von rund 8000 Hektar, teilte die Feuerwehr mit. Das Eaton Fire wuchs unterdessen auf mehr als 5500 Hektar an. "Das Eaton Fire ist weiterhin zu null Prozent eingedämmt", betonte Feuerwehrchef Marrone.

US-Präsident Joe Biden sagte, nachdem er am Donnerstagabend (Ortszeit) über die Lage unterrichtet worden war, dass bisher bereits 360.000 Menschen aus den am stärksten betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht worden seien. Er bezeichnete die Brände als die schlimmsten in der Geschichte Kaliforniens.

Feuer in Kalifornien: "Unsere Träume sind zu Asche geworden"
AFP

Schulen bleiben geschlossen

Doch nicht nur vor den Flammen müssen Menschen, die aus ihren Häusern geflohen sind, Angst haben: Die Feuerkatastrophe rief den Behörden zufolge auch Kriminelle auf den Plan. Mindestens 20 Verdächtige seien bisher im Zusammenhang mit Plünderungen festgenommen worden, sagte Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles. Sie nannte die Plünderer "Opportunisten": "Ich werde nicht tatenlos zusehen und zulassen, dass eine bereits traumatische Erfahrung noch schlimmer wird." In einigen Brandgebieten haben die Behörden für die Abend- und Nachtstunden deshalb eine Ausgangssperre verhängt.

Der Alltag in der Region steht weitgehend still. Schulen bleiben auch am Freitag geschlossen, den Behörden zufolge vor allem wegen der schlechten Luftqualität. Die Situation hat auch Auswirkungen auf die Spielpläne der Sportligen wie der Football-Liga NFL: Das für Montag geplante Playoff-Spiel der Los Angeles Rams gegen die Minnesota Vikings wurde nach Arizona verlegt. Die NFL begründete den Schritt mit der Sorge um die Luftqualität in Los Angeles und der ohnehin schon großen Belastung für Polizei und Feuerwehr. Dichter Rauch liegt über der Stadt, viele Menschen tragen Masken, um sich vor den schädlichen Partikeln zu schützen.

Auch die Pläne der US-Vizepräsidentin Kamala Harris änderten sich: Sie sagte einen Besuch in Deutschland ab. Ursprünglich wollte Harris am 17. Jänner die Air Base Spangdahlem in der deutschen Eifel besuchen und dort auch mit US-Soldaten sprechen. Die Reise sollte sie vor Deutschland auch auf US-Militärstützpunkte in Singapur und Bahrain führen.

Oscar-Nominierungen verschoben

Auch viele Hollywood-Promis leiden unter den Großbränden. Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz (35) zeigte in einer Instagram-Story, wie er wegen der Brände sein Haus verlassen musste. In dem Post sind seine gepackten Luxuskoffer zu sehen, darunter ein Notfallset des Roten Kreuzes und zwei Walkie-Talkies.

Unter den zerstörten Häusern sind auch etliche Villen von Prominenten. So brannten etwa die Häuser der Schauspieler Mel Gibson, Anthony Hopkins und Billy Crystal. Viele weitere bangen. Mehrere Filmstudios sind vorübergehend geschlossen, von Schäden wurde vorerst nichts bekannt. Realitystar Paris Hilton musste eigenen Angaben zufolge im Fernsehen mitansehen, wie ihr Haus den Flammen zum Opfer fiel. "Ich bin untröstlich, habe keine Worte", schreibt die 43-Jährige auf X. "Ich sitze mit meiner Familie, schaue die Nachrichten und sehe, wie unser Haus in Malibu live im Fernsehen bis auf die Grundmauern abbrennt." Dazu teilte sie ein per Hand aufgenommenes Video von einem Nachrichtenbeitrag, der eine niedergebrannte Gegend zeigt.

Laut dem Magazin Hollywood Reporter scheinen die zentralen Produktionszentren in Los Angeles verschont zu bleiben. Mehrere Dreharbeiten für Serien wie Grey's Anatomy und Hacks sowie die Talkshow von Jimmy Kimmel wurden jedoch unterbrochen, wie das Branchenportal Deadline berichtete. In den nächsten Tagen sollten auch die Oscar-Nominierungen verkündet werden. Sowohl dieser Termin als auch die Bekanntgabe der Nominierungen für die Producers Guild of America Awards wurden aufgrund der Brände um zwei Tage verschoben.

Verluste von 135 bis 150 Milliarden Dollar prognostiziert

Nach ersten vorsichtigen Berechnungen sind die Schäden gewaltig. Laut einer vorläufigen Prognose des privaten US-Wetterdiensts Accuweather, der auch Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste bei 135 bis 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro) liegen.

Es handle sich um eine der kostspieligsten Waldbrandkatastrophen in der modernen Geschichte der USA, sagte Chefmeteorologe Jonathan Porter. "Orkanartige Winde ließen Flammen durch Viertel mit Häusern im Wert von mehreren Millionen Euro wüten. Die hinterlassenen Verwüstungen sind herzzerreißend, und der wirtschaftliche Schaden ist enorm." Die Schätzung beinhalte unter anderem die Beschädigung und Zerstörung tausender Häuser sowie anderer Gebäude, die Schäden an Infrastruktur und die langfristigen Kosten für den Wiederaufbau, hieß es. Da die Feuer noch nicht unter Kontrolle seien, könne die Höhe der Schäden noch steigen.

Versicherer kommen wohl glimpflich davon

Die Versicherungsbranche wird nach den verheerenden Waldbränden in Kalifornien nach Einschätzung von Experten für nur einen Bruchteil der Zerstörungen geradestehen. Wie US-Medien berichten, hatten einige große Anbieter bereits im vergangenen Frühjahr wegen des hohen Waldbrandrisikos den Versicherungsschutz in den nun betroffene Gebiet eingeschränkt und für bestimmte Neubauten ganz zurückgezogen. Somit könnten manche Hausbesitzer möglicherweise ohne ausreichenden Versicherungsschutz dastehen.

Die Ratingagentur Moody's schätzt die versicherten Schäden ähnlich hoch wie bei den Bränden in Nordkalifornien aus dem Jahr 2017 (etwa 16 Mrd. Dollar). Die Bank Berenberg geht von noch weniger aus. Seit 2017 habe sich die Politik der Rückversicherer im Geschäft mit Erstversicherern zudem geändert, schreibt der Versicherungsexperte der Privatbank Berenberg, Michael Huttner. So hätten viele Versicherer die Limits deutlich angehoben, ab deren Höhe sie für Schäden der Erstversicherer einspringen.

Nach Einschätzung der Ratingagentur S&P dürften die betroffenen Erst- und Rückversicherer die Belastungen gut verkraften. Bei den Erstversicherern aus den USA könnten die Schäden jedoch schon die Budgets aufzehren, die sie für die Unternehmen für die gesamten Katastrophenschäden des Jahres eingeplant haben, schreibt die Ratingagentur weiter. Dies könnte sie im weiteren Jahresverlauf unter Druck setzen – besonders, wenn sich 2025 zu einem Jahr mit hohen Katastrophenschäden entwickle.

Für das gerade abgelaufene Jahr 2024 gilt dies laut der Munich Re auf jeden Fall. Der Rückversicherer bezifferte die volkswirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen aus dem vergangenen Jahr in auf 320 Mrd. Dollar. Davon trugen Erst- und Rückversicherer 140 Mrd. Dollar. Gemessen an den versicherten Schäden war 2024 demnach das drittteuerste Jahr seit 1980. Bei den Gesamtschäden liegt 2024 auf dem fünften Platz. (red, APA, 10.1.2025)

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