Manuel Feller: „Als hätte man mir den Stecker gezogen“

Es gab keinen Zweifel, die hatte er selbst ausgeräumt. Dieses Rennen, der abschließende Slalom der alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2025 in Saalbach-Hinterglemm, war sein Rennen. Der Bewerb seines Lebens sozusagen. Natürlich hatte sich Manuel Feller vor diesem Rennen selbst unter Druck gesetzt, als er klipp und klar gemeint hatte, dass es „die größte Enttäuschung seiner Karriere“ wäre, wenn er hier leer ausgeht. Nun steht er ohne Medaille da. Und nicht nur das: Manuel Feller musste vor 23.000 enthusiasmierten Fans mit dem undankbarsten aller Plätze bei einem Großereignis umgehen. Platz vier, 0,27 Sekunden hinter dem Bronzenen Linus Straßer (GER), 0,79 Sekunden hinter dem Goldenen Loic Meillard, der die WM damit für die Schweiz perfekt abrundete.
Enttäuscht, aber gefeiert: Manuel Feller © GEPA pictures
„Es tut extrem weh“, sagte Feller kurz darauf und noch immer zitterte die Stimme, noch immer hatte das Herz schwere Probleme, mit dem Ergebnis fertig zu werden. „Vergeigt habe ich es aber im ersten Durchgang. Da dachte ich, dass ich mir bei dieser Kurssetzung mit solidem, technischen Skifahren eine gute Ausgangsposition holen kann.“ Doch dann passierte genau das, was er sich selbst „nie vorwerfen wollte, wenn ich auf meine Karriere zurückblicke: Dass ich zu wenig attackiert habe. Aber genau das war der Fall.“ Der Stachel saß tief, doch im zweiten Lauf probierte der Fieberbrunner noch einmal alles: Vor den Augen von Familie, Freunden, mehr als 500 Fieberbrunnern, griff er im zweiten Lauf mit dem Mute der Verzweiflung an.
Der Lohn: Wenigstens die Führung, wenigstens die Hoffnung. Doch „Schnell, Schneller, Feller“, wie er auf einem Plakat genannt wurde, wusste, „dass es sehr schwierig wird. Von demher habe ich die Führung nicht zelebriert. Aber ich habe dem Publikum meinen Respekt gezollt, mich verbeugt. Am liebsten hätte ich ein Mikrofon gehabt und laut ‚Danke‘ geschrien. Es war eine unglaubliche Stimmung und ein cooler Moment, mit grün abzuschwingen“, sagte er. Knapper Zusatz: „Aber das war’s dann auch.“ Denn schon nach ihm war Straßer schließlich schneller.
Und dann holte Feller noch einmal aus, erklärte die Bedeutung: „Alleine, dass man zuhause vor so einem Publikum in seinem Heimat-Skigebiet bei einer WM mitfahren darf, um Medaillen fahren darf, ist ein Riesenprivileg. Eines, das ich mir als kleines Kind nicht einmal zu erträumen gewagt hatte – und genau das macht diese Situation im Moment gerade so schwierig“, seufzte er und die Stimme brach immer wieder. Da half auch die spürbare Liebe aus dem Publikum – und ja, es war nicht weniger als das, kaum: „Cool, dass es die Leute trotzdem feiern, aber es tut eben trotzdem extrem weh.“
Nun beginnt die Verarbeitung. Teamkollege Fabio Gstrein war optimistisch, „dass der Felli da allein rauskommt.“ Was Feller selbst meinte? „Das werden wir jetzt schauen. Normal bin ich im Vergessen gut, weil gleich das nächste Event, das nächste Rennen ansteht. Aber das hier ist für mich ein bisserl so, als ob sie mir den Stecker gezogen hätten.“ Die ganze Energie, die er in dieses Rennen steckte, ist verpufft: „Ich habe eben alles auf dieses Rennen gesetzt, den Fokus auf diesen Tag gelegt, alle Energie hineingesteckt.“ Momentan, und das war Feller anzusehen, das zeigten schon die rotgeränderten Augen, sah er keinen Ausweg aus dem Tal der Tränen. Und dann, ganz plötzlich, blitzte wieder der Manuel Feller auf, den man kennt. Und die gebrochene Stimme wurde fest, ein kurzes Auflachen kam. „Drei Bier allein werden‘s diesmal aber nicht richten“, sagte er dann. Drehte sich um und ging. Schrieb sich die Finger wund an Autogrammen. Und verarbeitete.
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