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Nur Mineralwasser aus großer Tiefe ist unbelastet

Nur Mineralwasser aus großer Tiefe ist unbelastet
Mehr Mineralwässer als vermutet sind durch Pestizidrückstände belastet. Die Folgen: vorerst keine.

Mehr Mineralwässer als vermutet sind durch Pestizidrückstände belastet. Die Folgen: vorerst keine.

Dabei liegen die Werte bei den Produkten von zwölf Herstellern über einem Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter, zwei darunter. In neun weiteren gibt es keinen Nachweis von TFA (Trifluoracetat). Rein rechtlich existiert TFA als bedenkliche Substanz nicht. Denn dieses Abbauprodukt von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (Pfas) wird nicht als „relevanter Metabolit“ eingestuft, deshalb auch nicht gemessen und kein Grenzwert definiert.

Mit einem neuen Report feuert Global 2000 die Debatte um die Qualität von Grund- und Mineralwasser wieder an: Das 40 Seiten umfassende Papier zeigt, dass elf von 18 Mineral- und vier Heilwässern mit TFA belastet ist. Dabei liegen die Werte bei den Produkten von zwölf Herstellern über einem Grenzwert von 100 Nanogramm pro Liter, zwei darunter. In neun weiteren gibt es keinen Nachweis von TFA (Trifluoracetat). Je tiefer das Wasservorkommen, desto geringer die Belastung.

Rein rechtlich existiert TFA als bedenkliche Substanz nicht. Denn dieses Abbauprodukt von per- und polyfluorierten Alkylverbindungen (Pfas) wird nicht als „relevanter Metabolit“ eingestuft, deshalb auch nicht gemessen, und deshalb wird auch kein Grenzwert definiert.

Untersuchungen von Bayer haben allerdings bereits 2021 den Nachweis geführt, dass TFA bei Kaninchen das Erbgut ändernde Wirkungen hat. Davon wurde die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) informiert, 2023 ein weiteres Mal. Eine Grenzwertdiskussion gibt es offiziell noch nicht.

Maximal zulässige Limits gibt es in diesem Zusammenhang nur für die 24 als am gefährlichsten eingestuften Pfas – dies sind Substanzen, die seit Jahrzehnten im Einsatz sind, etwa als Beschichtung von Lebensmittelverpackungen. Wegen der Langlebigkeit tragen Pfas den Beinamen Forever Chemicals. TFA ist ein Abbauprodukt dieser Pfas – und sehr langlebig.

Die Nachweisgrenze liegt bei 20 Nanogramm pro Liter. Wie viel sind 20 Nanogramm? Sehr wenig. Das bedeutet: ein Tropfen in einem Schwimmbecken, das den Vorgaben für olympische Spiele entspricht. Der höchste Wert, der bei Mineralwässern gemessen worden ist, liegt bei 950 Nanogramm.

Aber: Was ganz nach einem Problem aussieht, ist offiziell so lang keines, solang TFA nicht in einem amtlichen Messprogramm vorkommt und ein offizieller Grenzwert existiert.

Bereits im Vorjahr hat Global 2000 zum Thema TFA Untersuchungen durchgeführt und unter anderem Studien aus den USA zitiert, im Zuge derer TFA im Blut nachgewiesen worden ist. Aufgrund der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse hat die Umweltorganisation den Behörden Untätigkeit vorgeworfen. Unter anderem auch dem Landwirtschaftsministerium, das im vorigen November Global 2000 zu einem runden Tisch eingeladen hat.

Dieser hat allerdings bis heute nicht stattgefunden, weil das Ministerium keinen Termin genannt und „zuletzt gemeint hat, dass es sinnvoller sei, erst die diesbezüglichen Entwicklungen auf europäischer Ebene abwarten zu wollen“, wie Helmut Burtscher-Schaden berichtet. Er ist Lebensmittelchemiker von Global 2000. Er fordert, dass jene Pestizide, die Pfas enthalten (etwa ein Sechstel der auf dem Markt befindlichen Pestizide), verboten werden. Sie seien die Hauptverursacher für TFA im Grundwasser.

Die Mineralwasser- und Quellwasserverordnung fordert in Paragraf 2 vor allem diese Beschaffenheit: „Es hat seinen Ursprung in einem unterirdischen vor jeder Verunreinigung geschützten Wasservorkommen.“ Herbert Schlossnikl, Geschäftsführer von Vöslauer, dem größten Mineralwasserhersteller in Österreich, und gleichzeitig Obmann des Forums Mineralwasser, meint im Gespräch mit der „Presse“, dass man sich zwar grundsätzlich der Forderung anschließen könne, dass Pestizide „möglichst eher nicht“ ins Wasser sollen, das sei nachvollziehbar. In der derzeitigen Situation seien Behörden. „Zu der Gefährlichkeit von TFA gibt es keine Aussage von WHO, Efsa, Ages oder Ministerium. Sie sind am Zug.“

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