Zustand von Papst Franziskus verschlechtert sich zusehends: "Betet ...
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Sorge um den Pontifex
Am Dienstag wurde beim Papst eine beidseitige Lungenentzündung festgestellt – eine gravierende Diagnose für einen 88-Jährigen. Der Vatikan hält sich mit Informationen zurück
Dominik Straub
aus Rom19. Februar 2025, 12:36
Am Mittwoch ließ Vatikansprecher Matteo Bruni durchblicken, dass der Papst eine ruhige Nacht verbracht habe, aufgewacht sei und dann gefrühstückt habe. Das sollte wohl beruhigend klingen – aber mehr oder weniger das Gleiche hatte Bruni schon in den vergangenen fünf Tagen erklärt, seitdem Papst Franziskus in der Gemelli-Klinik in Rom behandelt wird. In den Tagen zuvor hatte der Sprecher jeweils noch betont, dass der Papst "bei guter Laune" sei, Zeitungen lese und auch Akten studiere. Am Dienstag habe er zudem das Rücktrittsgesuch eines kanadischen Bischofs angenommen, der in einen Missbrauchsskandal verwickelt sein soll. Mit anderen Worten: Der Vatikan will vermitteln, dass der Papst zwar krank, aber arbeits- und amtsfähig sei.
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Die allabendlichen Bulletins über den Gesundheitszustand des 88-Jährigen sprechen da eine ganz andere Sprache. War am Freitag, als der Papst ins Spital gebracht wurde, noch von einer "seit mehreren Tagen anhaltenden Bronchitis" die Rede, hieß es am Wochenende schon, der Papst leide auch noch an einer "Lungeninfektion". Aus dieser wurde am Montag eine "polymikrobielle Infektion der Atemwege" und ein "komplexes Krankheitsbild". Offenbar hatten sich mehrere unterschiedliche Bakterien und Viren, möglicherweise auch Pilze, in den Lungen des Papstes eingenistet.
Am Dienstagabend schließlich erschreckte der Vatikan die Gläubigen mit der Nachricht, dass bei einer neuen Computertomografie des Brustkorbs der Beginn einer "beidseitigen Lungenentzündung" festgestellt worden sei. Man muss kein Mediziner sein, um zu ahnen, dass die gesundheitliche Situation bei diesem Crescendo von immer schwerwiegender werdenden Diagnosen sehr bedrohlich ist – umso mehr, als praktisch in jedem Bulletin des Vatikans die Notwendigkeit einer "Therapieänderung" unterstrichen wird. Offenbar vermögen die bisher eingesetzten Antibiotika die Infektion nicht unter Kontrolle zu bringen. Das kann laut Experten auch daran liegen, dass die Immunabwehr des Papstes durch die Kortisontherapie, mit der die Bronchitis behandelt wurde, geschwächt ist.
Absichtliche Fake News?
Inzwischen wurden alle öffentlichen Verpflichtungen des Papstes vorerst abgesagt. Die Unsicherheit und Sorge der Gläubigen wuchs mit jedem Tag; in den Medien greifen die wildesten Spekulationen um sich. So wurde bereits fälschlicherweise verbreitet, der Papst habe in Wahrheit schon die letzte Ölung erhalten. Die Todesnachricht war natürlich Unfug und möglicherweise auch absichtliche Fake News; aber mit einer Informationspolitik, die zwischen Beschwichtigungen und der Verbreitung alarmierender, aber letztlich wenig aussagekräftiger Gesundheitsbulletins schwankt, ist der Vatikan für die Ungewissheit zu einem erheblichen Teil selbst verantwortlich.
Zusammen mit der neuen, beunruhigenden Diagnose verbreitete der Vatikan auch einige Worte des kranken Pontifex: "Er dankt für die Nähe, die er in dieser Zeit spürt, und bittet uns mit dankbarem Herzen, weiterhin für ihn zu beten", hieß es in der Mitteilung. Das taten unzählige der 1,4 Milliarden Katholiken und Katholikinnen weltweit und vor allem in Rom: Vor der Gemelli-Klinik finden sich in diesen Tagen immer mehr Menschen ein, die für eine schnelle Genesung des Papstes beten, Kerzen anzünden und das Ave Maria singen. Manche von ihnen weinen vor Sorge und Kummer. Auch die Initiative "Wir sind Kirche" in Deutschland und Österreich rief zum Gebet für den Papst auf und wünschte ihm eine baldige Genesung.
"Keine Sauerstoffmaske nötig"
Am späteren Mittwochvormittag meldete sich Papstsprecher Bruni ein zweites Mal zu Wort: Der Papst sei aufgestanden und habe sich in seinen Sessel gesetzt. Er atme selbstständig und benötige keine Sauerstoffmaske. Sein Herz, dessen Funktionen ununterbrochen überwacht würden, arbeite "sehr gut". Das ist insofern beruhigend, als bei betagten Patienten mit Lungenentzündung Herzkomplikationen, die schnell lebensgefährlich werden können, nicht selten auftreten.
Am Nachmittag erwarte Franziskus den Besuch von Kardinalstaatssekretär Piero Parolin, der Nummer zwei im Vatikan. Dies ändere aber nichts daran, dass die Ärzte dem Patienten weiterhin "absolute Ruhe" verordnet hätten, sagte Bruni, der für den Abend ein neues medizinisches Bulletin in Aussicht stellte.
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Wie immer, wenn ein Papst in der Gemelli-Klinik stationär behandelt werden muss, wird das Krankenhaus auch in diesen Tagen wieder von etlichen nationalen und internationalen TV-Teams belagert, die ihre Kameras auf den zehnten Stock richten, wo für die Päpste seit vielen Jahren ein ganzer Trakt mit einem Behandlungszimmer, einem Dienstraum, einem Schlafzimmer, einer Küche und einer Kapelle sowie einem Raum für das Sicherheitspersonal reserviert ist. Am späten Dienstagnachmittag fingen die Kameraleute und Fotografen einen spektakulären Regenbogen ein, der sich plötzlich über den ganzen Spitalskomplex spannte – und unter den Gläubigen rund um das Krankenhaus die Frage aufwarf, ob das vielleicht ein gutes Zeichen sein könnte. (Dominik Straub aus Rom, 19.2.2025)