Reacher Staffel 3 ist die schwächste bisher – und das hat einen ...
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Wer Abrissbirnen mag, wird ab heute bei Amazon Prime fündig. Und zwar dank Alan Ritchson, der in der 3. Staffel Reacher endlich wieder als gigantischer Muskelkoloss ganze Gebäude mit seinen Feinden sandstrahlt. Aber lohnen sich die neuen Episoden?
Reacher Staffel 3 besinnt sich auf alte Stärken: Auch die neuen Episoden geizen nicht mit brachialer Action und Humor. Aber man merkt ihnen an, wie streng sie sich an eine bewährte Formel halten. Sie wirken an vielen Stellen lieblos und gehetzt.
Die 3. Staffel Reacher bringt alles zurück, was die Fans am meisten lieben
In der dritten Staffel lässt sich Reacher (Ritchson) für die US-Antidrogenbehörde DEA rekrutieren, die einem ominösen Teppichhändler nachspürt: Zachary Beck (Anthony Michael Hall) soll in verbrecherische Machenschaften verstrickt sein. Durch die fingierte Entführung seines Sohnes Richard (Johnny Berchtold) schleust sich der Reacher in dessen Organisation ein und ermittelt. Er begegnet dort auch seinem alten Erzfeind Quinn (Brian Tee), mit dem er noch eine Rechnung begleichen will.
Schaut euch hier den neuesten Trailer zu Reacher Staffel 3 an:
Reacher wuchtet Köpfe durch Glasscheiben, sprengt Feinde in die Luft oder erdrosselt sie kurzerhand mit der Seilwinde eines Geländewagens: Wer Staffel 3 für die Action schaut, kommt auf seine Kosten. Wenn Ritchsons Figur sich zur Tarnung Schlamm ins Gesicht schmiert und in Rambo-Manier seine Feinde der Reihe nach ausschaltet, werden viele Fans breit grinsen.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz: Die neue Staffel beginnt beispielsweise in einem Plattenladen, dem Reacher gebrauchte Alben verkaufen will. Prompt stolpert er in eine hitzige Fachsimpelei über Oldies, die der Blues-Fan natürlich nicht ignorieren kann.
Viele Gags zünden dank Ritchson, der seine Figur bestens versteht: Sie hat den Körper eines Güterzugs und die Attitüde eines trotzigen Teenagers und beides zusammen ist manchmal einfach zum Schreien komisch. Das zeigt sich unter anderem im Umgang mit Paulie (Olivier Richters), dessen gigantischer Körper selbst Reacher in den Schatten stellt. Wie sich die beiden Hünen belauern, ist oftmals grandios.
Und natürlich gibt es auch in Staffel 3 eine kleine Romanze, in der der notorische Eigenbrötler Reacher seine zärtliche Seite zeigen darf. Wer sich also eine Staffel gewünscht hat, die die Stärken der vorangegangenen wiederholt, kann sich freuen. Alle anderen werden sich irgendwann nach frischem Wind sehnen.
Reacher Staffel 3 wiederholt eine mittlerweile altbekannte Formel
Vieles von dem, was es in Staffel 3 zu sehen gibt, kennen Reacher-Fans aus den bisherigen Folgen. Wieder einmal will Ritchsons Figur Rache für einen brutalen Mord nehmen, auch hier führen uns Rückblenden seine Vergangenheit beim Militär vor Augen. Erneut steht der Hauptfigur ein kleines Team zur Verfügung, dessen Mitglieder wahlweise für Schusswechsel oder Knutschereien herhalten.
Aber die vorherigen Staffeln haben es geschafft, ein Gefühl für echte Gefahr zu vermitteln: Wenn die Killer-Truppe aus Staffel 1 erneut ein Opfer zu Tode gefoltert hat oder in Staffel 2 Ex-Kameraden systematisch aus Helikoptern geworfen werden, bringt das mein Blut zum Kochen.
Die Bösewichte in Staffel 3 lassen mich dagegen eher kalt: Zachary Beck dient oft genug nur dazu, Reacher durch sein riesiges Anwesen zu scheuchen oder Expositionsdialoge bereitzustellen. Ob er nun mit Waffen, Drogen, Teppichen oder Aquarien handelt, ist mir relativ egal. Zwar enthüllt die Story schließlich einen ganz anderen Hauptfiesling – der bleibt für mich aber ebenfalls eher belanglos.
Auch Reachers Freunde können nicht an den Charme früherer Staffeln anknüpfen. Sonya Cassidy und Roberto Montesinos holen aus ihren Rollen als DEA-Gespann Duffy und Villanueva alles heraus. Die neuen Folgen billigen ihnen aber nur wenig Zeit für charmantes Geplänkel und die Entwicklung persönlicher Chemie zu. Es ist kein Vergleich zum skurrilen Duo Finlay und Conklin aus Staffel 1. Oder der bunten Truppe aus Ex-Armee-Galgenvögeln, die Fans in Staffel 2 zu sehen bekommen.
Staffel 3 wirkt gelegentlich, als seien die Macher darauf bedacht, bestimmte Lieblingssituationen abzuhaken. Dass etwa Reachers Kameradin Neagley für einen 5-Minuten-Auftritt zurückkehrt, wirkt für mich wie berechnender Fan-Service. Ihre gnadenlose Action-Szene ist zwar großartig, für den Rest der Story aber völlig egal.
Staffel 3 ist die bisher schwächste Reacher-Staffel
Aus dieser Formelhaftigkeit resultiert am Ende die bisher schwächste Reacher-Staffel. Zwar sind auf dem Papier alle Attribute vorhanden, die die Vorgänger zum Erfolg geführt haben. Aber es fehlt ein schlagendes Herz: Es fehlt die rebellische Naturgewalt Reacher, die sich in Staffel 1 von niemandem Vorschriften machen lässt. Oder ihrer blutigen Rache in Staffel 2 alles unterordnet.
Staffel 3 ist unterhaltsam, voller Action und wird viele Fans häufig zum Lachen bringen. Aber sie wirkt oft wie eine Art nüchterne Auftragsarbeit vom Reißbrett. Für Staffel 4 wünsche ich mir die rücksichtslose Abrissbirne zurück.Die ersten drei Folgen der 3. Staffel von Reacher sind seit dem 20. Februar bei Amazon Prime Video verfügbar, alle weiteren erscheinen im Wochenrhythmus. Grundlage für diesen Serien-Check sind die ersten sechs von acht Episoden.