Richard Lugner ist gestorben

Der Bau- und Society-Löwe Richard Lugner ist tot. Er starb im Alter von 91 Jahren in seiner Villa in Döbling. Sein Lebenswerk drüfte er seiner letzten Frau hinterlassen.
Seine sechste und letzte Ehe war die kürzeste, unter gewohnt lauten Nebengeräuschen heiratete der Wiener Baumeister Richard Lugner noch am 1. Juni seine Lebensgefährtin Simone. Keine drei Monate später verstarb der beinahe bis zuletzt umtriebige „Mörtel“ im Alter von 91 Jahren, einen Monat nachdem er am Herzen operiert wurde. In den vergangenen Monaten hatte der Baumeister verstärkt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Er galt über Jahrzehnte als unverwüstliches Mitglied der Society. Auf den meisten Bildern sieht man seinen gestreckten Zeigefinger, der auf den nächsten Fotografen deutet. Auch der Aufwand, den er um seine jährlichen Opernballbegleiter und Logengäste betrieb, ist weithin bekannt und war von den renommierten Direktoren der Wiener Staatsoper nicht immer leicht zu schlucken. Sein schärfster Kritiker war Ioan Holender, der ihn am liebsten aus seinem Haus verbannt hätte. Ihm ließ Lugner einmal ausrichten: „Ich bringe seit Jahren internationale Gäste, während Staatsoperndirektor Ioan Holender Leichenzüge mit Künstlern abhält, die keiner kennt.“
Richard Lugner mit seiner letzten Frau Simone Reiländer am 1. Juni 2024. IMAGO/Manfred Siebinger
Gemma Lugner!
Der am 11. Oktober 1932 in Wien geborene Lugner war aber nicht nur für seine Auftritte am Opernparkett bekannt, vor 33 Jahren eröffnete er – entgegen aller Zweifler, die kein Potenzial im Umfeld des Einkaufszentrums in Rudolfsheim-Fünfhaus sahen – seine Lugner-City. Der Baumeister zog mit seinem Hang zu trashigem Guerilla-Marketing dann dauerhaft ein Publikum an, mit dem sich seine City erfolgreich schlagen konnte. Anstatt klassischer Strategien wie Winterschlussverkauf setzte er auf Boxkämpfe. Auch seine Opernball-Gäste, darunter waren Hollywoodstars von Jane Fonda bis Pamela Anderson, mussten traditionell vor dem Ball zur Autogrammstunde in der Lugner-City zur öffentlichen Pressekonferenz antreten, kämpften dabei mit Lugners wackeligem englischen Grundwortschatz und lösten je nach Bekanntheitsgrad kleine bis schwere Tumulte aus (man erinnere sich an Paris Hilton). Wirklich daneben schlug er bei seinen Logengästen nur einmal mit Berlusconi-Gespielin Karima el-Mahroug vulgo Ruby Rubacuori, die er inmitten eines schwebenden Verfahrens rund um den damals amtierenden italienischen Ministerpräsidenten, zum Ball lud.
Immer auf der Suche nach Liebe
Sein Privatleben hielt Richard Lugner wenig privat. Vor allem mit seinen wechselnden, jungen Partnerinnen kam der Vater von vier erwachsenen Kindern gerne in die Schlagzeilen und beantwortete bereitwillig die intimsten Fragen von Journalisten. Im Gespräch zu bleiben war sein Erfolgsrezept. Die nachhaltigste Beziehung hatte der Baumeister mit Christina, die er 1990 heirate. Kaum eine andere Begleiterin an Lugners Seite hatte einen ähnlichen Zug zur Öffentlichkeit wie „Mausi“. Obwohl das Paar vor Jahrzehnten geschieden wurde, stand sie bis vor Kurzem bei Veranstaltungen neben ihm auf der Bühne und feierte mit ihm Geburtstag. Auch die seltsame Neigung, seinen Partnerinnen in der Öffentlichkeit Kosenamen zu geben, nahm mit Christina ihren Anfang.
Mit Hochzeiten hatte Lugner jedenfalls viel Erfahrung - und noch mehr Publicity. Es folgt ein schneller Durchlauf: Das erste Mal heiratete er 1961 seine Jugendliebe Christine Gmeiner. Nach 17 Jahren trennte sich das Paar. 1979 heiratete der Baumeister erneut. Diese Verbindung hielt vier Jahre. „Cornelia (Hahn, Anm.) hat mir der damalige OPEC-Generalsekretär ausgespannt“, erzählte Lugner einmal vor Journalisten. Es folgte der dritte Anlauf mit Susanne Dietrich. Die Verbindung endete tragisch: 1984 fiel Dietrich nach einer Schönheitsoperation ins Koma und starb.
Es kehrte mit Christina eine ruhige Phase ein, die 2007 endete. Danach widmete sich Richard Lugner wieder seinem zweitliebsten Thema (nach dem Opernball) und ehelichte bei einer als Medienspektakel inszenierten fünften Hochzeit im Wiener Schloss Schönbrunn das deutsche Playmate Cathy Schmitz. Nach zwei Jahren trennten auch sie sich. Der diesjährigen Trauung mit seiner letzten Frau, der gebürtigen Wienerin Simone Reiländer, schickte er voraus: „Wir verstehen uns einfach, auch das Partnerschaftshoroskop für uns schaut gut aus“.
Wie viel Zeit ihnen bleiben wird, darüber hielten sich die Sterne bedeckt. Sein Lebenswerk, die Lugner City, dürfte er Simone aber hinterlassen haben. Diesen Sommer gab er ihr eine führende Position im Haus. „Irgendwann, wenn es mich nicht mehr geben sollte, wird sie alleinige Chefin sein“, sagte er der „Bild“ wenige Tage vor seinem Tod.