Roberta Flack ist tot – ihr "Killing Me Softly ..." war ein Welthit

1937–2025
Die US-amerikanische Sängerin und Pianistin starb in New York, sie wurde 88 Jahre alt
Karl Fluch
aktualisiert am 24. Februar 2025, 17:51

Sie war kein schillernder Star. Vielmehr wirkte sie zu Beginn ihrer Karriere wie jemand, der zu schnell ins Spotlight verfrachtet worden war: viel zu schüchtern für die Popwelt. Derlei Urteile wurden Ende der 1960er-Jahre schnell gefällt, wenn jemand nicht der Hippie-Kultur anhing. Und sie verflüchtigten sich meist, wenn sie zu spielen und singen begann. Da trat eine Wirkmacht zutage, eine Ernsthaftigkeit, in der ihre klassische Musikausbildung ebenso nachhallte wie ihre Uneitelkeit, die man ihrer jahrelangen Tätigkeit als Lehrerin zuschrieb.
Als Roberta Flack 1969 mit First Take debütierte, reflektierte das Album die Bürgerrechtsbewegung, streifte Jazz, Folk, Klassik und Pop – eine Eigenheit, die ihr neben aller Begeisterung stets auch Kritik einbrachte, weil sie sich zu wenig festzulegen schien. Heute gilt das Debüt als eines der besten Alben seiner Zeit und Roberta Flack als einer ihrer größten Stars. Nun ist sie im Alter von 88 Jahren gestorben.
Die Kritik an der 1937 in North Carolina Geborenen verstummte spätestens 1973. Damals erschien ihr Album Killing Me Softly. Der Titelsong Killing Me Softly With His Song wurde ein Welthit und ebnete über zwanzig Jahre später den New Yorker Rappern The Fugees ebenfalls den Weg zur Weltkarriere. Es war ein weiteres "Quiet Fire", das sie entfacht hatte.
So hieß nicht nur ihr drittes Studioalbum, das schien zugleich eine Chiffre für die Kunst Flacks zu sein. Sie vermochte sensitive Songs mit besonderer Atmosphäre und Bedeutung aufzuladen: Titel wie Will You Still Love Me Tomorrow oder ihre Version von The First Time Ever I Saw Your Face, die Clint Eastwood in seinem Regiedebüt Play Misty For Me (1971) verwendet hat und der Flack damit zum Star machte.
Manchmal reichte ihr ein Flügel, manchmal bedurfte sie der Unterstützung anderer Größen wie Donny Hathaway, um ihre musikalische Vision zu verwirklichen. Sie wurde mit den größten des Business verglichen, was sie lächelnd zur Kenntnis nahm und meinte, sie würde sich erst Sorgen machen, wenn sie einmal nur als sie selbst wahrgenommen werden würde. Sogar der Schritt zur lebenden Legende ging schleichend und unspektakulär vonstatten, dabei war ihre Karriere von den üblichen Auszeichnungen wie Grammys gezeichnet. An die 30 Alben hat sie veröffentlicht, bis in die späten 1990er konnte sie sich auf ihr treues Publikum verlassen, das sie stets zu fesseln vermochte.
2022 hat sie öffentlich gemacht, dass sie wegen der Nervenkrankheit ALS nicht mehr auftreten würde. Ihr Nervensystem war an diesem unheilbaren degenerativen Leiden erkrankt. (Karl Fluch, 24.2.2025)