Zweifache Olympiasiegerin Rosi Mittermaier gestorben
Die deutsche Ausnahme-Skirennläuferin gewann 1976 in Innsbruck Gold in Abfahrt und Slalom. Die "Gold-Rosi" wurde 72 Jahre alt
Philip Bauer
5. Jänner 2023, 11:36
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München – 27.000 Briefe hatte Rosi Mittermaier in einem Monat bekommen. "In meinem Elternhaus war ein ganzes Zimmer voll mit Post", erzählte die deutsche Ski-Ikone anlässlich ihres 70. Geburtstags vor zwei Jahren. Der Briefträger sei ganz narrisch geworden, weil er die Zuschriften auf die Winklmoosalm in die Chiemgauer Alpen bringen musste.
Ja, in den Siebzigerjahren waren Skistars noch Stars. Und Rosi Mittermaier war einer der größten unter ihnen. Als 25-Jährige gewann sie 1976 in Innsbruck olympisches Gold in der Abfahrt und im Slalom, im Riesentorlauf verpasste sie knapp den Sieg. Die Erfolge von Innsbruck zählten damals gleichzeitig als WM-Medaillen. Zudem holte sie in diesem Winter den Sieg im Gesamtweltcup – und trat mit Saisonende zurück.
"Gold-Rosi" wurde die Mittermaier genannt, sie debütierte 1967 im Weltcup und gewann insgesamt zehn Weltcuprennen, acht davon im Slalom, keines in der Abfahrt. Umso überraschender kam der olympische Triumph in der Axamer Lizum vor der österreichischen Favoritin Brigitte Totschnig. Umso größer fiel der Jubel im bayerischen Reit im Winkl aus.
Star über den Sport hinausNach der Karriere verschwand Mittermaier keinesfalls von der Bildfläche. Als Werbeträgerin war die deutsche Sportlerin des Jahres 1976 gefragter und beliebter denn je. Sie entwarf eine Wintersportkollektion, saß in der Jury der deutschen Fernsehshow Dalli Dalli und war als Sachbuchautorin sowie als Kommentatorin für den TV-Sender Eurosport aktiv. Alles immer mit der Leichtigkeit, die Mittermaier schon als Rennläuferin ausstrahlte.
Am Mittwoch gab die Familie den Tod der einstigen Ausnahme-Sportlerin bekannt. Mittermaier sei nach schwerer Krankheit im Kreise der Familie in Garmisch-Partenkirchen verstorben. Sie hinterlässt ihren Mann Christian Neureuther (73), ebenfalls früherer Skirennläufer, die gemeinsamen Kinder Ameli (41) und Felix Neureuther (38) sowie die Enkelkinder.
"Wir haben einen fantastischen Menschen verloren. Rosi hatte ein Herz so groß wie ein Bus, sie war immer für jeden da – das war einzigartig", sagt Markus Wasmeier, Doppel-Olympiasieger von 1994 und Freund der Familie, "so einen Menschen findet man nicht wieder". Rosi Mittermaier wurde 72 Jahre alt. (Philip Bauer, 5.1.2023)
Rosi Mittermaier
Geboren: 5. August 1950 – Reit im Winkl
Verstorben: 4. Januar 2023 – Garmisch-Partenkirchen
Sportliche Erfolge:
Olympiasiegerin 1976 in Innsbruck in der Abfahrt und im Slalom
Olympia-Zweite 1976 in Innsbruck im Riesenslalom
Weltmeisterin 1976 in Abfahrt, Slalom und Kombination
WM-Zweite im Riesenslalom
Gesamtweltcup-Siegerin sowie Weltcup-Siegerin im Slalom und in der Kombination 1975/76
Zehn Weltcupsiege insgesamt
Persönliche Auszeichnungen:
Sportlerin des Jahres 1976
Olympischer Orden 1999
Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Sports 2006
Persönliches:
Verheiratet mit Christian Neureuther (1980 bis zu ihrem Tod)
Mutter von Ameli Neureuther (geb. 1981) und Felix Neureuther (geb. 1984), der 2013 in Schladming Vize-Weltmeister im Slalom wurde und 13 Weltcupsiege errang
Auch ihre Schwestern Heidi Mittermaier (geb. 1941) und Evi Mittermaier (geb. 1953) nahmen als alpine Skirennläuferinnen an Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften teil