Start-up von Ex-Kanzler Kurz über eine Milliarde Dollar wert: Was ...

Einhorn
Das Cybersecurity-Unternehmen Dream sicherte sich in einer neuen Finanzierungsrunde 100 Millionen Dollar. Sebastian Kurz wird dadurch auf dem Papier zum Multimillionär
Andreas Danzer
17. Februar 2025, 11:23
Seit mehr als 140 Tagen hat Österreich keine Regierung. Wenig überraschend fiel während dieser innenpolitischen Achterbahnfahrt auch der Name des Ex-Kanzlers Sebastian Kurz, und es gab Mutmaßungen über seine Rückkehr in die Politik – was er aber stets verneinte. Kurz, der viel Zeit im Nahen Osten verbringt, dürfte den Fokus momentan woanders haben.
Am Montag wurde bekannt, dass das von ihm in Israel mitgegründete Cybersecurity-Start-up Dream eine Finanzierungsrunde in Höhe von 100 Millionen Dollar abgeschlossen hat. Somit steigt die Unternehmensbewertung auf 1,1 Milliarden Dollar und macht Dream zu einem sogenannten Unicorn. So werden in der Start-up- und Tech-Szene Unternehmen genannt, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Angeführt wurde die Runde vom US-Investor Bain Capital.

Wer ist Dream?
Kurz hat das Unternehmen 2023 zusammen mit seinen israelischen Geschäftspartnern Gil Dolev und Shalev Hulio gegründet. Hulio ist Geschäftsführer und vor allem deswegen bekannt, weil er früher das israelische Technologieunternehmen NSO geleitet hat, das die Spionagesoftware Pegasus entwickelt. Staaten wie Bahrain und Saudi-Arabien nutzten Pegasus zur Spionage und Einschüchterung unter anderem von Journalisten und Aktivisten.
Dream hat sich auf den Schutz kritischer Infrastruktur von Staaten und Industrieunternehmen mithilfe Künstlicher Intelligenz spezialisiert. Sicherheitsrisiken sollen in Echtzeit erkannt und Cyberangriffe frühzeitig aufgedeckt werden. Israel ist ein äußerst fruchtbarer Boden für Unternehmen dieser Art. Das liegt an der Kombination aus militärischer Expertise, staatlicher Förderung, der innovationsgetriebenen Kultur sowie vorhandenem Kapital – und der Bereitschaft, dieses auch zu investieren.
Gutes Geschäft, keine Details
Das Geschäft läuft, zumindest heißt es das beim Unternehmen selbst. Aufträge im Wert von 130 Millionen Dollar sollen zu Buche stehen. Bis Jahresende will man einen Umsatz von 100 Millionen Dollar erzielen und bereits schwarze Zahlen schreiben, berichtet das deutsche Handelsblatt. Details zu Margen oder Gewinn nennt Dream allerdings nicht.
Ähnlich sieht es bei der Kundschaft aus. Von Kunden in Europa, Nahost und Südostasien ist die Rede, mehrere Großkonzerne sollen dabei sein. Namen bleiben aber geheim. Jedenfalls dürften am Hauptsitz in Tel Aviv sowie in Niederlassungen in Abu Dhabi und Wien insgesamt rund 150 Personen beschäftigt sein. Mit dem frischen Kapital von Bain soll vor allem die Expansion in zusätzliche Märkte wie die USA und Südamerika vorangetrieben werden.

Aussagekraft der Bewertung
Risikokapitalgeber sichern sich im Zuge von Investitionsrunden Anteile an Unternehmen und hoffen, dass sich die Kapitalspritze rentiert. Doch auch für Mitgründer Kurz sieht es nicht schlecht aus. Er hält 15 Prozent an der Dream Group, was rund 150 Millionen Dollar entspricht und ihn damit zum Multimillionär macht. Zumindest auf dem Papier. Denn mit Start-up-Bewertungen ist das so eine Sache. Sie werden im öffentlichen Diskus oft kritisiert und als weltfremde Fantasiezahlen abgetan. Und die Kritik gibt es nicht grundlos.
In der Start-up-Welt laufen die Dinge im Vergleich zu vielen anderen Branchen etwas anders. Schnelles Wachstum, die vielzitierte Skalierung, gibt die Richtung vor. Bei Investorinnen und Investoren sitzt dafür das Geld lockerer als anderswo, und ob ein Geschäft nachhaltig oder rentabel ist, spielt vor allem am Anfang keine so große Rolle. Vor allem in Niedrigzinsphasen, also wenn das Geld billig ist, läuft das so.
Man kennt das vor allem aus der Tech-Szene, wo mit hohen Marketingbudgets viel Geld ausgegeben wird, das Unternehmen dafür aber extrem schnell wächst. Ändert sich der Markt, die Konjunktur oder die Gesetzgebung, müssen Start-ups schnell einmal hunderte Jobs abbauen und deutlich kürzertreten.
Kein öffentlicher Preis
Woher kommt also die Summe X? Die Bewertung von Unicorns basiert meist auf den letzten Finanzierungsrunden, nicht auf einem öffentlichen Marktpreis. Ein tatsächlicher Marktwert lässt sich kaum einschätzen, schließlich handelt es sich um private Unternehmen. Bei einem Börsengang oder Exit kann die Bewertung jedenfalls stark abweichen. Zudem fehlen historische Daten, die eine verlässliche Geschäftsprognose zulassen – wobei es diese nicht geben kann, schließlich geht es um junge Unternehmen in neuen Märkten. Kritisiert wird auch, dass Investments nur in seltenen Fällen transparent ablaufen. Oft gibt es vertragliche Absprachen, die das Investorenrisiko minimieren – beispielsweise durch bevorzugte Behandlung bei einer Liquidation.
Man muss allerdings auch die Investorenseite sehen. Wer Geld hergibt, hat praktisch immer ein Ausfallrisiko. Außerdem lassen sich ein vielversprechendes Team oder ein Marktumfeld nur schwer in Zahlen gießen. Auf der Geldgeberseite herrscht schließlich ein genauso großer Wettbewerb wie bei den Empfängern, vor allem in einem gehypten Markt. Eines steht jedenfalls fest: Auch wenn das System beim Risikokapital seine Schwächen hat, hätten viele Unternehmen ohne externe Geldgeber nie auch nur die theoretische Chance zu reüssieren. (Andreas Danzer, 17.2.2025)
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