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Warum Sturm Éowyn in Großbritannien und Irland wütet wie keiner ...

Warum Sturm Éowyn in Großbritannien und Irland wütet wie keiner
In Irland und im nördlichen Großbritannien wütete ein immens starker Wintersturm mit bis zu 185 km/h. Hunderttausende Haushalte waren ohne Strom, Hunderte Flüge fielen aus, im Freien herrscht Lebensgefahr.

„Sie müssen aufpassen. Reisen Sie nicht. Gehen Sie nicht in Küstennähe!“: Bereits der am Donnerstag abgelöste irische Regierungschef Simon Harris hatte von „Lebensgefahr“ im Freien gesprochen. Sein Nachfolger Micheál Martin schrieb von einem „historischen Sturm“ und rief die Bevölkerung eindringlich dazu auf, zu Hause zu bleiben. Weder sie noch die drastischen Warnungen der nationalen Wetterdienste ließen einen Zweifel daran: Éowyn, der die Republik Irland und den Norden des Vereinigten Königreichs am Freitag mit zerstörerischen Böen heimsuchte, ist kein Sturm wie jeder andere.

Éowyn, den Namen trägt übrigens auch eine Kriegerin in J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“, brachte Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h mit sich. In Irland galt landesweit die höchste Warnstufe Rot, der Sturm dürfte der stärkste in der Geschichte der Grünen Insel gewesen sein. Der Wetterdienst Met Éireann warnte, der außertropische Zyklon werde noch stärker. Aus vielen Teilen des Landes gab es Berichte über umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer, am Flughafen Dublin fielen Hunderte Flüge aus. Schulen und andere Einrichtungen blieben vorsorglich geschlossen. Insgesamt waren 800.000 Haushalte ohne Strom.

Das britische Met Office gab ähnliche Prognosen aus, die höchste Warnstufe galt bis in die Nacht auf Samstag. In den heftigen Regen mischte sich mancherorts auch Schneefall. Auch in Nordirland blieben alle Schulen geschlossen, der öffentliche Verkehr wurde gestoppt. In Schottland wurden im dicht bevölkerten „Central Belt“-Großraum zwischen Glasgow und Edinburgh mit 2,8 Millionen Einwohnern die stärksten Beeinträchtigungen erwartet.

Was steckt meteorologisch dahinter? Stürme wie dieser bilden sich typischerweise an der Grenze zwischen hohen und niedrigen Lufttemperaturen, in diesem Fall zwischen dem viel zu warmen Atlantik und einer arktischen Kaltfront. So gesehen ist er laut Experten des britischen Science Media Centre ein „archetypischer außertropischer Wintersturm“ – allerdings sei seine Intensität „ungewöhnlich“: Ein Tiefdruckgebiet, das sich explosionsartig schnell und kräftig entwickelt, wird als „Bombogenese“ bezeichnet.

Ein Mann mit Hund im nordenglischen, an der irischen See gelegenen Blackpool

Ein Mann mit Hund im nordenglischen, an der irischen See gelegenen Blackpool © AP

Éowyn wird zwar rasch in Richtung Skandinavien weiterziehen und an Intensität verlieren, Thomas Krennert von Geosphere Austria nennt Böen mit über 175 km/h im Interview aber „sehr bedenklich“. Geschuldet sind sie dem Energieüberschuss im Atlantik, stellt er einen Bezug zur Klimakrise her: „Die globalen Meere können keine Energie mehr aufnehmen, das sind sehr ernste Warnzeichen.“

Nicholas Leach von der Universität Oxford hält gegenüber dem Science Media Centre fest: „Obwohl die Effekte des Klimawandels auf außertropische Wirbelstürme noch ungewiss sind, gibt es eine Reihe neuerer Studien, die darauf schließen lassen, dass die stärksten Stürme durch den Klimawandel noch stärker werden könnten. Das liegt daran, dass die zusätzliche Feuchtigkeit in der Atmosphäre zu erhöhter Erwärmung führt und einen Sturm stärker intensiviert als sonst.“

Ein der unzähligen umgestürzten Bäume, hier in Dublin, Republik Irland

Ein der unzähligen umgestürzten Bäume, hier in Dublin, Republik Irland © AP

Der Tiefdruck über dem Atlantik dürfte noch anhalten. Für weite Teile Österreichs ist mildes und sonniges Wetter prognostiziert, nur in Nebellagen bleibt es kühl: „Österreich ist auf der südlichen Seite der Störung bzw. des Wolkenbandes, hier lagert die warme Luft, Nord- und Nordwesteuropa sind auf der kalten Seite – das Wolkenband ist die Luftmassengrenze“, so Krennert. Luftmassen, die aktuell im Norden von Europa noch so einiges anrichten könnten.

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