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Tag der Geschwister: Was wir von berühmten Brüdern und ...

Tag der Geschwister Was wir von berühmten Brüdern und
Von den eigenen Geschwistern lässt man sich bekanntlich nicht so viel sagen. Gut, dass es auch noch berühmte Geschwisterpaare gibt.
10.04.2024, 09:20 6 Min.

Von den eigenen Geschwistern lässt man sich bekanntlich nicht so viel sagen. Gut, dass es auch noch berühmte Geschwisterpaare gibt, von denen wir lernen können. Die Kulturredaktion stellt ihre liebsten vor.

Jeder, der selbst Geschwister hat, weiß: Es gibt kaum Menschen, die uns mehr nerven können. Und die wir insgeheim mehr lieben. Das würden wir natürlich niemals öffentlich zugeben. Umso besser, dass es auch berühmte Geschwisterpaare gibt, denen unsere stern-Kulturredaktion eine Hommage widmen kann. 

Vitali und Wladimir Klitschko

Die Klitschkos

Sie werden immer Sieger bleiben: Die Klitschko-Brüder 

© Imago

Zum ersten Mal begegneten mir die beiden Boxchampions in Kitzbühel, wo sie bei einem Fest des Hugo Boss-Chefs Werner Baldessarini auftraten und zur großen Begeisterung der versammelten High Society ukrainische Volkslieder zum Vortrag brachten. Die beiden harten Typen hatten seit jeher Humor, unvergessen ist ihr sagenhaftes Doppel-Porträt des Fotokünstlers Daniel Josefsohn, der sie in Bademänteln auf einer Fernsehcouch mit Schoßhündchen porträtierte. Es war mehr als Ironie, die beiden taugten schon damals dazu, Klischees zu brechen, sich als Weltmeister mal weich zu zeigen, Doktortitel zu erwerben, selbstironisch zu sein. 2017 besuchte ich Vitali Klitschko in Kiew, wo er inzwischen Bürgermeister war, er zeigte mir seine Stadt und schickte mich nach Tschernobyl, um mein Kindheitstrauma mit der Atomgefahr zu kurieren. Ihr beider Vater war 1986 dort als Aufklärer im Helikopter über den hochgegangenen Reaktor geflogen und daran gestorben. Wie eng ihre Brüderbindung ist, zeigte sich nach dem Überfalls Russlands auf die Ukraine, als beide beschlossen, für ihre Heimat zu kämpfen. Wie auch immer dieser grausame Krieg enden mag, die Klitschkos werden auf ihre Weise Sieger bleiben.David Baum 

Das doppelte Lottchen 

Ich entdeckte das Buch auf einem Flohmarkt. Der Einband war an den Seiten schon eingerissen. Von dem Cover lächelte mich die Illustration zweier blonder Mädchen an, die rote Röckchen trugen und sich an den Händchen hielten. Genau das Buch, wonach mein achtjähriges Ich gesucht hatte. Als ich es aufschlug, roch es muffig wie in dem Kleiderschrank sehr alter Menschen. Daran erinnere ich mich bis heute, weil der Geruch nie ganz aus dem Buch verschwand. Aber das Doppelte Lottchen zog mich damals zu sehr in seinen Bann, als dass es mich gestört hätte. Ich liebte Erich Kästners Geschichte von den auseinandergerissenen Zwillingen, wovon die eine bei der Mutter, die andere beim Vater aufwächst. Zufällig lernen sie sich in einem Ferienheim kennen und beschließen daraufhin, ihre Leben zu tauschen und die Eltern wieder zu verkuppeln. 

Etwas später sah ich die modernisierte Version "Ein Zwilling kommt selten allein" mit Lindsay Lohan in der Hauptrolle und liebte den Film ebenfalls. Mit acht oder neun Jahren faszinierte mich vor allem die Vorstellung, vielleicht auch irgendwo einen verlorengegangenen Zwilling zu haben. Heute bin ich froh, dass das nicht der Fall ist. Ich finde mich allein schon anstrengend genug. Und mir ist aufgefallen, dass ich bereits doppelte Lottchen in meinem Leben habe – Menschen, die charakterlich ganz anders sind als ich und doch manchmal gruselig gleich: meine Geschwister. Amelie Graen

Die Schwestern Düzen und Tülin Tekkal
Interview

Düzen und Tülin Tekkal Sie sprach mit Kindersoldaten und Vergewaltigungsopfern. Als sie nicht mehr konnte, war ihre Schwester die Rettung

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Jacob und Wilhelm Grimm

Vermutlich hat kein Brüderpaar ähnlich viele Generationen an Kindern geprägt wie dieses. Beinahe ebenso lang fragen sich Pädagogen, ob dieser Umstand eine gute Sache ist: Da werden Kinder verstoßen, ausgesetzt, gemästet, um verspeist zu werden, Wolfsbäuche werden aufgeschnitten, um verschlungene Zicklein herauszuholen, von den allgegenwärtigen sexistischen und prä-emanzipatorischen Rollenbildern ganz abgesehen. Wie es diese Märchenbücher durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften geschafft haben, bleibt ein Rätsel. Als Kind hatte ich vor allem Möglichen Angst, vor den grausamen Geschichten der Grimms allerdings nie. Bis heute am liebsten sind mir die Bremer Stadtmusikanten mit ihrem wunderbar-draufgängerischen Wahlspruch "Etwas Besseres als den Tod findest Du überall". Warum auch immer liebte ich das heimtückische Rumpelstilzchen, dieser wütende Mephistopheles für Minderjährige. Wie stark diese Phantasiefiguren weiterhin funktionieren, zeigt der Film "Chantal im Märchenland“, der seit Wochen die Kinosäle füllt. Bis heute begegne ich den Grimm-Märchen im Freundeskreis, mein Lieblingshund ist die Barsoi-Dame Rapunzel, sie hat seidenes langes Haar und ist eine durchaus emanzipierte Version einer Prinzessin.David Baum 

Karl-Heinz und Michael Rummenigge

Der eine: Stürmerstar beim FC Bayern München und bei Inter Mailand, einer der besten seiner Generation, mit blonden Haaren und strammen Waden, verewigt in Hunderten Toren, zahlreichen Titeln und einem Song des Duos Helen & Denise (nicht verwandt, nur verheiratet), später erfolgreicher Fußballfunktionär. Der andere: ebenfalls Fußballer, aber mit weniger Toren und Titeln, anfangs beim FC Bayern, dann wechselte er zu Borussia Dortmund statt nach Italien. Michael Rummenigge ist der kleine Bruder von Karl-Heinz, und eine Nummer kleiner verlief auch seine Karriere. Überliefert ist zudem folgender Arroganzanfall über Schlosser: "Von Ihnen gibt es wahrscheinlich 50.000 in Deutschland, von uns vielleicht 500, die in der Bundesliga spielen können. Wir bekommen das Geld dafür und bieten auch die Leistung dafür. Das ist halt ihr Problem, wenn sie keine Spitzenleistungen bringen." Auf den ersten Blick kein Sympathieträger also, aber Michael Rummenigge hat sich von seinem Zitat distanziert – und sich gewandelt, heute wirkt er viel reflektierter, umgänglicher, demütiger als damals. Sein Beispiel zeigt: Auch als kleiner Bruder kannst du deinen Weg gehen. Das macht mir als Nummer Zwei in meiner Familie Hoffnung. Der älteste Rummenigge heißt übrigens Wolfgang. Bei ihm hat es fußballerisch nur für den damaligen Zweitligisten DJK Gütersloh gereicht, danach führte er ein Sportgeschäft in Lippstadt und war Geschäftsführer des Bremer Golfvereins Club zur Vahr. Es gibt Schlimmeres. Was uns das lehrt? Erfolg ist relativ. Es kommt darauf an, womit man sich vergleicht.Gunnar Herbst

Alice und Ellen Kessler

Kesslerschwestern

Die Kessler-Schwestern repräsentierten früh, was die junge Bundesrepublik erst später lernte: Weltgewandtheit, Offenheit, Internationalität

Man kann sich heute kaum noch vorstellen, wie das Fernsehen der Achtziger Jahre ausgesehen hat, diese großen Samstag-Abendshows wurden wie Galavorstellungen besucht, waren Revuen und glanzvolle Varieté-Vorstellungen. Travestie-Künstlerinnen wie Mary & Gordy traten auf, die größten Opernsänger der Zeit wie Anneliese Rothenberger oder Luciano Pavarotti und schon damals uralte Tanzstars wie Marika Rökk, die sich mit über 70 noch zu flamboyanten Hebefiguren hinreißen ließ. Zum Standard-Ensemble dieser Shows gehörtern Alice und Ellen Kessler, ein Zwillingspaar aus Sachsen, das es nach der frühen Flucht aus der DRR geschafft hatte, zur Hauptattraktion des weltberühmten Pariser Lido aufzusteigen. Sie tanzten, sangen, drehten Filme und vertraten die Bundesrepublik beim Eurovision Song Contest, verkehrten mit Elvis Presley und Frank Sinatra. Alice und Ellen Kessler galten bereits als schönste Frauen der Welt, als Claudia Schiffer noch zur Volksschule ging. Die Kesslers waren in der frühen Nachkriegszeit deutsche Künstlerinnen, die man international akzeptierte und bewunderte, auch in Ländern, die die Deutschen kurz zuvor noch überfallen hatten. Sie repräsentierten früh, was die junge Bundesrepublik erst später lernte: Weltgewandtheit, Offenheit, Internationalität. Die 87-Jährigen Schwestern leben bis heute gemeinsam in München-Grünwald.David Baum 

Hans und Sophie Scholl

Beinahe hätte Hans Scholl die wichtigste Frau im Widerstand gegen den Nationalsozialismus verhindert – als er versuchte, seine Schwester Sophie vor der damit verbundenen Gefahr fernzuhalten. Hans Scholl war aufgrund seiner Homosexualität bereits früh mit der Gewalt des Dritten Reichs in Kontakt gekommen, vermutlich eine Initialerfahrung, um später "Die weiße Rose" zu gründen, eine der wichtigsten und bekanntesten Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime. Neben dem unglaublichen Mut dieser jungen Studenten, ihrem klaren Blick auf die Verhältnisse, die sie in unglaublichen Texten auf ihre Flugblätter brachten, zeigte sich deren Charakterstärke in den Vernehmungen nach der Verhaftung. "Sie täuschen sich, ich würde alles genau noch einmal so machen, denn nicht ich, sondern Sie haben die falsche Weltanschauung", sagte Sophie Scholl dem NS-Beamten ins Gesicht. Hans hatte versucht, die gesamte Schuld auf sich zu nehmen, um seine Schwester vor dem Fallbeil zu bewahren. Doch darauf ließ sie sich nicht ein, nahm alle Schuld auf sich und versuchte damit, Hans zu entlasten. Am Ende gingen beide mit ihren Mitstreitern in den Tod. Robert Mohr, der Leiter der Sonderkommission zur Ergreifung, der auch die Verhöre führte, schrieb später dazu: "Dass die hier zum Ausdruck gekommene Geschwisterliebe, diese Opferbereitschaft und Charakterstärke auf mich selbst wie auf alle die übrigen Beteiligten den stärksten Eindruck machte, brauche ich wohl nicht besonders hervorzuheben."David Baum 

Ramones

Die Ramones

Nur der Tod konnte sie scheiden: Die Ramones

© Imago

Sie gaben sich zwar den Nachnamen "Ramone" und sprachen von sich selbst als "Da Brudders" – doch dass Joey, Johnny, Dee Dee und Tommy tatsächlich Brüder waren, glaubte ich ihnen keinen Moment. Das war aber auch gar nicht wichtig. Ich brauchte nur einen Blick auf das Cover ihrer ersten Platte zu werfen, und ich wusste, das sind Verwandte im Geiste, das sind die Brüder, die ich niemals hatte: alle vier mit pechschwarzem Haar, das ihnen wie Lakritze über die Schädel fiel. Alle in Lederjacken, T-Shirts, Jeans mit Riss am Knie und Sneakers. Und sie taten das, was Geschwister tun: Auf der Bühne, also nach außen, bildeten sie eine Front und ballerten alles und jeden mit ihren Torpedo-Songs über den Haufen. Hinter der Bühne, also untereinander, fielen sie übereinander her, spannten sich gegenseitig die Frauen aus und sprachen jahrelang kein Wort miteinander. In "We’re A Happy Family" sangen sie: "We Ain't Got No Friends, Our Troubles Never End". Aber sie blieben zusammen, und nur der Tod konnte sie scheiden. Das nenne ich eine Bruderschaft.     Oliver vom Hofe

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