Valentin Sicher: Saubere Arbeit für eine Wachstumsbranche!
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Die Reinigungsbranche in Kärnten ist vielfältig und wächst rasant. Sie reicht von der Denkmalpflege über die Gebäudereinigung bis hin zur Hausbetreuung. Trotz ihrer systemrelevanten Bedeutung kämpft die Branche nach wie vor mit einem Imageproblem, bürokratischen Hürden und einem Mangel an qualifizierten Fachkräften. Valentin Sicher, neuer Innungsmeister der Chemischen Gewerbe & Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger, hat sich zum Ziel gesetzt, diese Herausforderungen mit aller Kraft anzugehen und die Wertschätzung für die Berufe zu steigern.
Die Zeiten und die Branche haben sich geändert
„Die Zeiten, in denen Putzen nur als Nebenverdienst oder als Ausweg galt, wenn sonst nichts mehr ging, sind vorbei“, beginnt Valentin Sicher unser Gespräch: „Ob in der Betreuung von Häusern und Wohnanlagen oder in Krankenhäusern – Gebäudereiniger tragen eine enorme Verantwortung. Nur ein Beispiel: Ohne eine korrekte Desinfektion können Operationen nicht durchgeführt werden. Auch wenn die Branche durch die Aufwertung des Berufsbildes an Ansehen gewonnen hat, ist die Wertschätzung der Fachkräfte in der Gesellschaft kaum spürbar. Das will ich ändern!
Die Zeiten, in denen Putzen nur als Nebenverdienst oder als Ausweg galt, wenn sonst nichts mehr ging, sind vorbei!
Valentin Sicher
Die Landesinnung umfasst zahlreiche Berufsgruppen: Neben Gebäudereinigern und Denkmalpflegern gehören auch Hausbetreuer und Hersteller kosmetischer Produkte dazu. Dennoch dominiert die Gebäudereinigung mit mehr als 1.200 Mitgliedern klar das Bild. „Die Mitgliederzahl hat sich in den letzten 15 Jahren vervierfacht“, erklärt Sicher. „Vor allem die Hausbetreuung zieht viele Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und auch internationale Unternehmen an, die in diesem Bereich Fuß fassen wollen.“
Die Vielfalt der Mitglieder bringt aber auch Herausforderungen mit sich: „Es ist nicht einfach, kleine Unternehmen zu servicieren, vor allem wenn es Sprachbarrieren gibt“, betont Sicher. Viele Kleinstunternehmen sind nur vorübergehend aktiv oder schwer zu erreichen. Dennoch ist es wichtig, auch ihre Interessen zu vertreten. Gerade in vielen bürokratischen Belangen, z.B. durch Verordnungen und Vorschriften, sind diese Kleinstunternehmen massiv überfordert. Denn in der Reinigungsbranche geht es um Verantwortung und Sicherheit. Vor allem auch gegenüber jenen, die diese Tätigkeiten tagtäglich für uns alle ausüben.
Dauerbrenner Fachkräftemangel und Nachwuchsarbeit
Ein weiteres großes Thema ist der Fachkräftemangel. Obwohl es Ausbildungsangebote wie den „Zertifizierten Hausbetreuer“ gibt, bleibt die Suche nach qualifiziertem Personal eine ständige Herausforderung.
Auch hier hat Sicher zwei klare Forderungen: „Zum einen setzen wir uns vehement dafür ein, dass die Fachkräfteagentur Kärnten um den Bereich der Reinigungskräfte erweitert wird. Nur so kann der steigende Bedarf an qualifizierten Reinigungskräften gedeckt werden. Und dann braucht es natürlich eine sofortige und spürbare Senkung der Lohnnebenkosten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Die im EU-Vergleich hohen Lohnstückkosten belasten die Unternehmen und erschweren ihr Wachstum.“
©Freepik
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„Während der Pandemie wurde die Reinigung als systemrelevant eingestuft. Durch eine ordnungsgemäße Desinfektion hat sie wesentlich zur Eindämmung des Virus beigetragen“, erklärt Sicher. „Doch diese wichtige Rolle wird in der Öffentlichkeit oft übersehen. Ein wesentlicher Erfolg unserer Innung war daher auch der eintragungsfähige Meistertitel. Seit der Novelle der Gewerbeordnung 2020 können Meister- und Meisterinnentitel in amtliche Dokumente eingetragen werden. Damit wird die höchste berufliche Ausbildungsstufe sichtbar aufgewertet und nachhaltig anerkannt.“
Bei öffentlichen Vergabe muss das Bewusstsein um die regionale Wertschöpfung stärker berücksichtigt werden!
Valentin Sicher
Ein Dauerthema sind auch öffentliche Ausschreibungen. „Wenn Unternehmen mit Dumpingpreisen anbieten, geht das entweder auf Kosten der Mitarbeiter oder die Qualität leidet,“ kritisiert Sicher. Besonders ärgerlich sei dies bei öffentlichen Aufträgen. Hier fordert Sicher mehr Transparenz und Sorgfalt: „Die öffentliche Hand sollte stärker auf Qualität und regionale Wertschöpfung achten. Es macht einen Unterschied, ob Mitarbeiter vor Ort beschäftigt sind und ihre Steuern und Abgaben in Kärnten zahlen.“
Die Zukunft: Weniger Bürokratie, mehr Anerkennung
Für die Zukunft sieht Sicher klare Ziele: weniger Bürokratie, stärkere Förderung von Fachkräften und die Stärkung der regionalen Wirtschaft. „Die Reduktion des Verwaltungsaufwands würde es den Betrieben erleichtern, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren“, meint er. Gleichzeitig müsse mehr für die langfristige Bindung und Ausbildung qualifizierter Mitarbeiter getan werden.
Sicher ist optimistisch, dass die Branche diese Herausforderungen meistern kann – mit vereinten Kräften und einem klaren Fokus auf Qualität und Anerkennung. „Wir müssen uns in der Öffentlichkeit präsentieren und klar machen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Mit vereinten Kräften werden wir das schaffen und damit auch die nötige Unterstützung von Land und Bund bekommen.“
Mehr zur Fachliste der Chemische Gewerbe & Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger mit Valentin Sicher als Spitzenkandidat findest du hier.
©Wirtschaftsbund Kärnten