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"Whitney Houston I wanna dance with somebody" Absturz eines ...

Am Anfang ist es das Märchen einer Pop-Prinzessin: Whitney Houston schafft es Mitte der 80er-Jahre vom Gospel-Chor der Mutter in New Jersey zum Weltstar. Sieben Nummer-1-Hits in Folge, Geld, Preise, Glamour. Aber glücklich macht sie das alles nicht. Am

Stand: 22.12.2022 06:00 Uhr

Am Anfang ist es das Märchen einer Pop-Prinzessin: Whitney Houston schafft es Mitte der 80er-Jahre vom Gospel-Chor der Mutter in New Jersey zum Weltstar. Sieben Nummer-1-Hits in Folge, Geld, Preise, Glamour. Aber glücklich macht sie das alles nicht. Am Ende ertrinkt sie, von Drogen betäubt, in der Badewanne - mit nur 48 Jahren. Die Film-Biografie "Whitney Houston - I wanna dance with somebody" erzählt nun von der großen Karriere und dem traurigen Absturz der Ausnahme-Künstlerin.

von Walli Müller

Whitney Houston 1991 beim Super Bowl-Finale im weißen Trainings-Anzug. Vielleicht der einzige Auftritt ihrer Karriere, bei dem sie mal ganz sie selbst sein darf. Denn sonst wird sie in hautenge Glitzerkleider gesteckt und auf Prinzessin getrimmt. Auf die Stimme allein könne man nicht setzen, trichtern ihr Mutter und Vater ein. Whitney wird zu einer "Marke" gemacht, die sich auch beim weißen Publikum bestens vermarkten lässt. Vom schwarzen Amerika wird sie dann dafür geschmäht.

In einem Radio-Interview danach befragt sagte die Sängerin: "Also, ich weiß nicht, wie man schwarz singt und auch nicht wie man weiß singt. Ich weiß, wie man singt. In meinen Augen hat Musik keine Farbe oder Grenzen. Warum sollte irgendjemand so einen Blödsinn sagen? Wer hat das gesagt? Das ist Quatsch! Und es macht mich wütend, weil es gehässig ist und haltlos oben drein."

Große Karriere, trauriger Absturz - der Film fragt, warum?

Ein Film über Whitney Houston muss natürlich der Frage nachgehen, warum ein Leben mit so viel Talent und so viel Erfolg so tragisch endet. Überraschenderweise: Am Platten-Produzenten liegt es hier mal nicht! Whitneys Entdecker Clive Davis, gespielt von Stanley Tucci, bedient nicht das Ausbeuter-Klischee, sondern ist ein kluger, fürsorglicher, weitsichtiger Mann.

Er engagiert die besten Komponisten, lässt die Künstlerin selbst über jeden Song entscheiden - während Whitneys Vater den großen Manager spielt und von reiner Gier getrieben wird.

"Miss Crawford, ich sage Ihnen was: Whitney ist Daddys Mädchen. Das war immer so und wird immer so bleiben. Nichts stellt sich zwischen uns verstanden? – Ja, ja, Sir. – Sie ist meine Prinzessin. Und wir bauen hier etwas auf. Etwas, an dem sie nicht teilhaben werden." Filmzitat

Robyn Crawford ist nicht nur Whitneys engste Freundin, sondern auch ihre Geliebte. Aber die Beziehung muss der Karriere geopfert werden, da der Vater um die "Marke" Whitney Houston fürchtet. Ihre einzigartige Stimme ist ja sein Kapital.

Hauptdarstellerin Naomi Ackie liefert eine glaubwürdige Performance

Anders als zuletzt in den Filmen über Judy Garland, Billie Holiday, Elton John oder Freddie Mercury übernimmt die Hauptdarstellerin Naomi Ackie den Gesangspart hier nicht selbst. Dazu sind Whitney Houstons Stimm-Kapriolen dann doch zu virtuos. Aber sie probte die Songs sechs Monate lang, um gekonnt die Lippen dazu bewegen zu können. Das macht die Performance glaubwürdig. Bei Bühnen-Shows verausgabt sich Whitney bis zur völligen Erschöpfung. Erholungsphasen kann sie sich kaum gönnen, da sie bald einen ganzen Tross ernähren muss und das Geld in den Taschen des Vaters versickert.

"Was gibt’s, Prinzessin? - Daddy, mein gesamtes Geld. Ich hab Dir vertraut. - Es kommt wieder was rein, ich kümmere mich drum. - Ja, du hast dich gut gekümmert! Ich hab' Millionen verdient! Zig Millionen! Und weißt du, was noch übrig ist? - Achte mal auf deinen Ton! Und setz' dich auf deinen Hintern." Filmzitat

AUDIO: "Queen of Soul" ohne Happy-End (15 Min)

Vom eigenen Vater gemolken wie ein Goldesel, vom Ehemann Bobby Brown belogen und betrogen - den Schmerz darüber kann Whitney irgendwann nur noch mit Drogen betäuben. Sie sind von Jugend an Wegbegleiter für sie, spenden vermeintlich Energie für kräftezehrende Auftritte.

"I Wanna Dance with Somebody" - ein zurückhaltender, berührender Film

Regisseurin Kasi Lemmons hält sich an den richtigen Stellen zurück. Private Dramen werden angedeutet, nicht ausgeschlachtet. Die singende Whitney hingegen wird gebührend gefeiert - mit ausgedehnten Bühnenszenen. Die Klammer bildet dabei ein unglaublich anspruchsvolles Medley, das sie 1994 bei den American Music Awards präsentiert - eine musikalische Sternstunde, die Ausgangs- und Endpunkt des Films ist.

Mit "Whitney Houston - I wanna dance with somebody" verneigt sich Kasi Lemmons vor einer großen Sängerin, deren Können bis heute beeindruckt und deren Lebenstragik tief berührt.

Weitere Informationen

Szene aus dem Film

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Ein blaues Filmplakat, auf dem Naomi Ackie als Whitney Houston zu sehen ist. © ©Sony Pictures/Courtesy Everett Collection Foto: ©Sony Pictures/Courtesy Everett Collection
I Wanna Dance with Somebody Genre: Drama Produktionsjahr: 2022 Produktionsland: USA Zusatzinfo: Mit Naomi Ackie, Ashton Sanders, Stanley Tucci, Nafessa Williams, Clarke Peters, Tamara Tunie Regie: Kasi Lemmons Länge: 146 Minuten FSK: ab 12 Jahren Kinostart: 22. Dezember 2022

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 22.12.2022 | 07:20 Uhr
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