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"Zero Day": Eine uramerikanische Leidenschaft

Zero Day Eine uramerikanische Leidenschaft
Als ehemaliger US-Präsident kommt Robert De Niro im Serienfernsehen an. "Zero Day" ist ein zeitgeistiger Verschwörungsthriller, wirkt aber überraschend entspannend.

Als ehemaliger US-Präsident kommt Robert De Niro im Serienfernsehen an. "Zero Day" ist ein zeitgeistiger Verschwörungsthriller, wirkt aber überraschend entspannend.

20. Februar 2025, 16:57 Uhr

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In der Serie "Zero Day" kämpft Robert De Niro als ehemaliger US-Präsident gegen eine Cyberattacke, die das Land lahmlegt. Die Serie beleuchtet die Verschwörungslogik des Trump-Regimes und die Rolle von Wahrheit als Herrschaftsinstrument. Regie führte Lesli Linka Glatter, während De Niro als Hauptdarsteller brilliert. Die Serie wirft Fragen zur Realität und dem Verschwörungsdenken auf, und zeigt, wie Verschwörungen die Grammatik der Welt sind. "Zero Day" ist ein spannender Thriller, der die Wirrungen der aktuellen US-Verhältnisse reflektiert und die Zerbrechlichkeit der Zivilisation thematisiert.

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Der Pin passt noch: Robert De Niro als ehemaliger US-Präsident George Mullen in "Zero Day"

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  1. Seite 1Eine uramerikanische Leidenschaft

  2. Seite 2Gibt es den Deep State wirklich?

Eine Verschwörung formuliert eine höhere Form von Wahrheit. Eine Verschwörungstheorie ist der Versuch, diese Wahrheit zu manipulieren und zu instrumentalisieren. Wahrheit, oder das, was dafür gehalten wird, ist dann eine Waffe.

In seinem Roman Libra schrieb Don DeLillo 1988, dass eine Verschwörung alles sei, was das gewöhnliche Leben nicht ist. Sie markiere "das Zusammenspiel von Insidern, kalt, unfehlbar, frei von Ablenkungen, uns für immer verschlossen". Diesen Insidern stehen "die Fehlerhaften, die Arglosen" gegenüber, "die versuchen, dem täglichen Gerangel einen groben Sinn abzugewinnen". "Verschwörer", heißt es bei DeLillo weiter, "haben eine Logik und eine Kühnheit, die unerreichbar für uns sind. Alle Verschwörungen erzählen die gleiche feststehende Geschichte von Männern, die in einem kriminellen Akt Zusammenhalt finden."

Auch in der sechsteiligen Netflixserie Zero Day kann man beobachten, wie Wahrheit in Zeiten der konstanten Verwirrung als Herrschaftsinstrument gebraucht wird. Verwirrung wiederum ist Teil der Methoden des Verschwörungserzählers Elon Musk, sie ist die Grundlage seiner Verschwörungstheorien. Wie also soll man Zero Day verstehen, wenn nicht als Kommentar zur entfesselten Verschwörungslogik des Trump-Regimes?

Regie führte Lesli Linka Glatter, die als TV-Veteranin und Verschwörungsexpertin zahlreiche Folgen von Serien wie Homeland, The West Wing oder Twin Peaks inszenierte. Hauptdarsteller ist hingegen kein TV-Veteran, sondern Robert De Niro, der erstmals die entscheidende Figur in einer Serienproduktion spielt. Nachdenklich und grimmig gestaltet De Niro den ehemaligen US-Präsidenten George Mullen, der in Zero Day aus dem politischen Ruhestand zurückkehrt, um die Umstände und Urheber einer Cyberattacke auf die USA zu ermitteln. Diese legte für eine Minute die digitale Infrastruktur des gesamten Landes lahm, kostete mehr als 3.000 Menschen das Leben und erfolgte versehen mit einer Warnung: This will happen again.

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Zero Day ist dicht erzählt, ein Thriller, von dessen verschlungener Logik hier so wenig wie möglich wiedergegeben werden soll. Lügen, Täuschungen und Verrat verbinden sich meistens erwartbar, mitunter auch überraschend. Liebe, Reichtum und Manipulation reihen sich fast klischeehaft in die Handlung ein. Unterhaltsam ist die Serie trotzdem. Das schaffen, könnte man sagen, nur die US-Amerikaner. Die Verschwörung ist ihr eigenes Terrain, die uramerikanische Verschwörungstheorie der Illuminaten aus dem späten 18. Jahrhundert bis heute präsent. In vielerlei Hinsicht ist die Erzählung der Verschwörung also auch eine Erzählung der USA.

Man kann Zero Day als eine weitere Version dieser uramerikanischen Leidenschaft betrachten. Die Serie durchleuchtet die landeseigene Regierungspraxis auf ihre demokratische oder antidemokratische Wirkweise hin – wie es schon The West Wing (1999 bis 2006) für die Clinton-Zeit und House of Cards (2012 bis 2018) für die späte Obama-Ära taten. Zero Day spielt in einer ungefähren Gegenwart, in vieler Hinsicht ist es ein Spiegelbild aktueller US-Verhältnisse. Die Präsidentin erinnert an Kamala Harris, es gibt einen vordergründig sanften, dann doch grausamen Milliardär, eine genialische und dubiose Tech-Unternehmerin mit großer Social-Media-Kompetenz, eine diabolische Tucker-Carlson-Figur und eben einen Ex-Präsidenten mit verstorbenem Sohn – wobei George Mullens Kind anders als der Sohn von Joe Biden nicht an einem Gehirntumor, sondern an einer Überdosis Heroin gestorben ist.

© ZEIT ONLINE

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Die Verwicklungen seiner Akteure breitet Zero Day routiniert aus: George Mullen stellt sich unter anderem der Frage, ob vielleicht Russland hinter dem Anschlag stecken könnte und überlegt, welche Rolle Roger Carlson (Jesse Plemons), sein smarter, schwer zu lesender Ersatzsohn und seine Tochter Alex (Lizzy Caplan), die eigene politische Ambitionen hegt, dabei spielen. Das Publikum wird außerdem darüber rätseln, was der Song Who Killed Bambi von den Sex Pistols mit all dem zu tun hat.

Solche Rätsel gehören zu den Versprechen einer Serie wie Zero Day. Man kann sie als reine Unterhaltung anschauen, als katastrophischen Feelgood-Stoff, der die Wirrungen unserer Zeit auf andere Weise durchspielt, als es aktuellen Newsflashs erlaubt ist. Selbst wenn der Staat unterwandert ist; selbst wenn die Bedrohungen unsichtbar und gleichzeitig so zerstörerisch sind; selbst wenn sich Finanz- und Tech-Eliten mit dem Volkszorn verbinden – es wird immer noch einen Schauspieler wie Robert De Niro geben, der das Verrutschte mit seiner Figur wieder geraderückt. Die Magie der Verschwörung ist auch, dass sie Versicherung vermitteln kann, wenn man, zumindest im Fernsehen, weiß: Am Ende löst sie jemand auf.

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