Marie Tharp schuf die erste Karte des Meeresbodens – ihre Forschung galt erst als "girl talk"
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Die Geologin und Kartografin Marie Tharp
© Instagram/Lamont-Doherty Earth Observatory
Google ehrt in einem Doodle Marie Tharp, eine Pionierin der modernen Ozeanographie. Mit ihren Entdeckungen und Forschungen hat sie maßgeblich an unserer Vorstellung vom Meeresboden beigetragen. Als Frau in der Wissenschaft hatte sie mit Diskriminierung zu kämpfen.
Ihre frühen Entdeckungen zum Meeresboden wurden als "girl talk" abgetan. Mädchengeschwätz, nicht ernst zu nehmen. Diskriminierung in Reinform. Dabei leistete die 2006 verstorbene Geologin und Kartografin Marie Tharp Pionierarbeit auf ihrem Feld und trug wesentlich zu unserem Verständnis des Meeresbodens bei. Sie zählt zu den größten Kartografen des 20. Jahrhunderts.
Als Tharp 1948 ihre Arbeit am Lamont Geological Laboratory, dem heutigen Lamont-Doherty Earth Observatory, an der Columbia University in New York begann, war nur sehr wenig über die Struktur des Meeresbodens bekannt. Die Annahme war, dass dieser größtenteils flach war. Doch Tharp und ihr Kollege Bruce Heezen belehrten die Welt eines Besseren. Ihre erste Karte des Atlantiks veröffentlichten sie 1957. Sie zeigte Schluchten und Berge.
Die Forschung von Marie Tharp hatte weitreichende Folgen1977 folgte die Heezen-Tharp Karte, die erste komplette Karte des Meeresbodens. Mit ihrer Forschung leisteten die beiden einen wesentlichen Beitrag, die Theorie der Plattentektonik zu beweisen. Diese besagt, dass sich die Kontinente über die Zeit bewegen. Mit großem Einfluss: „Die Entdeckung revolutionierte unser Verständnis davon, wie fast alles auf unserem Planeten funktioniert“, schreibt das Lamont-Doherty Earth Observatory.
Dort arbeitete Tharp bis 1983. Zu Beginn ihrer Karriere war es ihr Frau jedoch noch nicht einmal erlaubt, an Bord der Schiffe zu gehen, die Daten zum Meeresgrund für ihre Forschung sammelten. Das geschah erstmals im Jahr 1968.
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Die Leidenschaft fürs Vermessen und die Wissenschaft wurden Tharp bereits in die Wiege gelegt, die 1920 als Tochter eines Bodengutachters in Michigan geboren wurde. Tharp sagte einmal, sie hätte nie die Gelegenheit dazu bekommen, Geologie zu studieren, wenn es Pearl Harbor nicht gegeben hätte. "Mädchen wurden gebraucht, um die Stellen zu besetzen, die frei wurden, weil die Männer im Krieg waren.“ Ihnen wurden mit dem Studium Jobs in der Erdölindustrie versprochen.
Doch dort sollte es Tharp am Ende nicht hinziehen, sondern in die Wissenschaft. Ihr Erbe lebe in den unzähligen weiblichen Wissenschaftlerinnen weiter, die sie inspiriert hat, schreibt das Lamont-Dahort Earth Observatory. Um dieses Erbe zu fördern, hat das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel die Marie Tharp Lecture ins Leben gerufen, zu der beruflich erfolgreiche, exzellente Wissenschaftlerinnen aus den Meereswissenschaften eingeladen werden, die eine Vorbildfunktion für Nachwuchwissenschaftlerinnen haben.
Meeresschutz
Die Schönheit der Korallenriffe – und wie wir sie retten könnenDas Andenken an Marie Tharp wirkt nicht nur in der Wissenschaft und in den Tiefen des Meeres fort, sondern sogar auf dem Mond, wo ein Krater nach ihr benannt wurde. Und auch Google würdigt die Forscherin jetzt – mit einem Doodle.
Quellen: SRF, Lamont-Doherty Earth Observatory (I), Lamont-Doherty Earth Observatory (II), Planetary Names, Geomar
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